Unter den Ausartungen des Handels, welche Luther in ähnlicher Weise bekämpft, wie die Humanisten, sind einige so speziell auf Übervorteilung eines Dummen durch einen Klägern berechnet, daß sie nur zufällig vorgekommen sein können, ohne viel allgemein Charakteristisches zu haben. Am so zeitcharakteristischer ist seine dreifache Abneigung: gegen alle Monopolien; gegen den auswärtigen Landel, welcher Luxus- gegenstände mit Geld bezahlt; endlich gegen alle Geschäfte, die einen Kapitalzins auf den Preis der Ware schlagen. Die Bekämpfung der Monopolien wird Luther nicht wenig dadurch erschwert, daß er, wegen seiner Buchstäblichkeit in Behandlung der Schrift, den Joseph des Alten Testaments, den „treuen, heiligen, christensrommen Mann" von dem Vorwurfe, ein Monopolist gewesen zu sein, reinigen muß. Dann eifert er aber vornehmlich gegen die großen Handelsgesellschaften. „Wie sollte das göttlich und rechtlich zugehen, daß ein Mann in so kurzer Zeit so reich werde, daß er Könige und Kaiser auskaufen möchte? . . . Schlechte Diebe liegen in Thormen und Stocken, aber öffentliche Diebe gehen in Gold und Seiden." Die schwarze Prophezeiung, Gott werde nun bald mit der Rute kommen, und dann weder Kaufleute noch Fürsten mehr sein, weiset darauf hin, daß Luther wegen der gar zu grellen Vermögensungleichheit und Demoralisierung den Ausbruch der großen Sozialrevolution des Bauernkrieges vorausfühlte. Gegen den Luxus eifert Luther häufig, und zwar ebensosehr gegen das Fressen und Saufen wie gegen die Pracht und Verfeinerung. Schon durch das Bibelwort: „Du sollst das Kraut auf dem Felde essen", sei Mäßigkeit geboten, da Kraut ja die allergeringste und einfältigste Speise ist. „Es wäre hoch not ein gemein Gebot deutscher Ration wider den überschwenglichen Überfluß und Kost der Kleidung, dadurch so viel Adel und reiches Volkes verarmet, . . . auch so viel Losfahrt und Neid unter uns erreget wird, indem ein jeglicher dem andern gleich sein will". Er fügt aber sofort hinzu, daß Gott uns Deutschen genug Wolle, Laar, Flachs, kurz alles, das zur ehr lichen Kleidung eines jeden Standes dient, gegeben hat, ebenso genug guten Essens und Trinkens, so daß wir keiner ausländischen Zeuge und Spezereien bedürften. Solcher ausländische Landel, der z. B. aus Indien nutzlose Prunkwaren herbeiführt und Land und Leuten das Geld aussaugt, müßte gar nicht geduldet werden. Vor nehmlich straft Luther die Frankfurter Messen. „Frankfurt ist das Silber- und Goldloch, dadurch aus deutschem Lande fleußt, was nur quillet und wächst, gemünzt oder ge schlagen wird bei uns. Wäre das Loch zugestopft, so dürfte man itzt der Klage nicht hören, wie allenthalben eitel Schuld und kein Geld. . . . Aber laß gehen: wir Deutschen müssen Deutsche bleiben; wir lassen nicht ab, wir müssen dann". 3. Johann Georg Büsch. Von Wilhelm Roscher. Roscher, Geschichte der Nationalökonomik in Deutschland. München, R. Mldenbourg, 5. 569—5?;. Welches große Verdienst sich Johann Georg Büsch um die sogenannte Äandels- wissenschaft im engeren Sinne, d. h. Privatökonomik des Landels erworben hat, nicht bloß durch Gründung und fast dreißigjährige Leitung der Lamburger Landels- akademie, sondern mehr noch durch seine vielen Schriften, lvird man am besten ermessen, wenn man z. B. Marpergers zahllose Werke mit Büschs „Theoretisch-praktischer Darstellung der Landlung" vergleicht. Wie anziehend, klar und echt praktisch ist die