16 Wir können uns ein anderes Bild dieses Zustandes machen, wenn wir an das alte deutsche Handwerk den ken. Jede gewerbliche Arbeit, wenn sie den Arbeiter beglückt, hat die Neigung, Kunstgewerbe zu werden. Heute werden Kunstgewerbeschulen gebaut, und Künst ler zeichnen Entwürfe, meistens unpassender Art, die von widerwilligen Sklaven roh ausgeführt werden. Damals war jeder Handwerker imstande, selbständige kunstgewerbliche Arbeiten herzustellen, wenn sie bei ihm bezahlt wurden. Die Einrichtung des Schlosses Ambras in Tirol hat sich durch Zufall aus der guten Zeit un seres Handwerks gerettet. Sie ist von den Handwer kern in der Kleinstadt gemacht. Der Schlosser, welcher ein Schloß schmiedete, dachte sich eine neue und zierliche Form des Schlüffelbartes aus oder neue und zierliche Verhältnisse des Schlosses, ein paar Linien auf dem Schloßdeckel, oder eine hübsche Form des Schlüssel schildes. Der Tischler suchte sich seine Stämme im Walde und pflegte jahrelang das Holz; er wußte, daß eine einzelstehende Birke schönere Masern hat und schnitt aus den Wurzelstöcken Fourniere mit wunderli chen Linien; er dachte sich seine Möbel aus und fand die schönsten Verhältnisse und edelsten Formen. Und der Mann, welcher beim Handwerker bestellte, hatte seine Freude und Genugtuung an den schönen Din gen, welche er erhielt, er wurde bereichert, und Schön heit und Anmut hielten ihn in Vernunft und Natur. Das, was wir Fortschritt nennen, findet sich in einer Gesellschaftsverfassung nicht, wie sie oben angedeutet