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des Warenterminhandels: „Börsentermingeschäfte in Waren sind solche 
Zeitgeschäfte, für die durch die Usancen des betreffenden Platzes im 
voraus derart gleichartige Vertragsabschließungsbedingungen fest 
gesetzt sind, daß lediglich durch die Normierung des Preises der 
Einzelvertrag perfekt wird und diese so geschaffene Fungibilität der 
Verträge es dem Käufer bezw. Verkäufer ermöglicht, bei der Ab 
wicklung sie in der Regel, je nach Wahl, in ein Lieferungsgeschäft 
effektiver Ware oder in ein reines Differenzgeschäft zu verwandeln.“ 
Der eigentlichen Natur nach ist das Termingeschäft von dem Differenz 
geschäft grundverschieden, denn das Termingeschäft stellt einen Kauf 
vertrag dar, und das Differenzgeschäft ist „ein Vertrag sui generis, 
der alternativ nur zu einer einseitigen Leistung verpflichtet, ohne 
Gegenleistung von der anderen Seite“ 1 ). Weder beim Termingeschäft, 
noch beim Differenzgeschaft ist eine effektive Lieferung der Ware 
ausgeschlossen, aber tatsächlich übertreffen die bloßen Differenz 
zahlungen die effektiven Warenlieferungen, namentlich in Amerika, 
um ein Vielfaches, z. B. verhielt sich 1 2 ) im Jahre 1892/93 die Pro 
duktion zu dem Umsatz an der Baumwollbörse in New-York wie 
1 zu 9. Die Differenzgeschäfte sind überhaupt nur möglich, wenn 
eine ganze Reihe von Käufern bezw. Verkäufern Kontrakte über 
dieselbe Menge und auf denselben Termin abgeschlossen hat, diese 
bilden dann einen sogenannten Ring. Ist nun die Nachfrage be 
sonders groß, weil die Nachrichten über die künftige Ernte ungünstige 
sind, so kann ein kapitalkräftiger Ring oder Corner die Preise für 
Termine sowohl wie für Prompt Verkäufe, die durch jene beeinflußt 
werden, kolossal in die Höhe schrauben. Der Corner muß zu 
sammenbrechen, sobald die Nachfrage nachläßt. Tatsächlich wurde 
denn auch der Bankerott der Herren Brown, Sully und Genossen 
durch eine einmütig durchgeführte Betriebseinschränkung der Spinner 
Englands herbeigeführt. 
Ein Steigen der Baumwollpreise kommt gewöhnlich, wenn es 
sich in mäßigen Grenzen hält und vor allen Dingen, wenn es ohne 
Schwankungen geschieht, den Spinnern sowohl wie den Webern zu 
nächst zustatten, denn die Konsumenten erwarten weitere Preis 
steigerungen und versehen sich daher mit Vorräten über den Bedarf 
hinaus. Gehen dann die Preise wieder zurück, so fallen die Garn- 
und Gewebepreise fast regelmäßig in stärkerem Maße, so daß viel 
fach mit Verlust gearbeitet oder der Betrieb eingeschränkt werden 
muß. Denn als erschwerender Umstand kommt in Betracht, daß die 
1) Wermert a. a. O. S. 388 f. 
2) Ebenda S. 228.