27 517 die Korrespondenz erledigt werden und die Expedition würde ebensogut am Montagmorgen fertig. Indes: meine Herren Prinzipale sind dafür nicht zu haben." Endlich sei noch aus einem Speditionsgeschäft in Eydtkuhnen ein Brief wiedergegeben: „Auch sind die Herren, die die Expedition am Zuge zu besorgen haben, Sonntagnachmittag auch noch von 5—7 Uhr beschäftigt, was eigentlich gegen polizeiliche Erlaub nis ist." Wir sehen also, daß die Sonntagsarbeit im großen und ganzen überflüssig ist. Nur alte Gewohnheit, die sich übrigens erst im Laufe des 19. Jahrhunderts eingebürgert hat, läßt daran noch festhalten. In wirtschaftlicher Hinsicht bringt sie keinen großen Nutzen oder würde wenigstens ihre Beseitigung keinen besonderen Schaden herbeiführen, von religiösem, kulturellem und gesundheitlichem Standpunkt aus ist sie zu verwerfen. Welcher Widerspruch erhob sich, als die Postverwaltung dazu überging, die Sonntagsbestellung einzuschränken und die Schalter am Nachmittag nicht mehr geöffnet zu halten! Heute fühlt nie mand darin eine Unbequemlichkeit. Welche Bedenken wurden laut, als die Sonntagsruhe für die Industriearbeiter festgelegt werden sollte. Ging man doch sogar soweit, im Interesse der Arbeiter selbst die Sonntagsarbeit zu befürworten. Heute ist jedermann mit der vollen Sonntagsruhe in der Industrie zufrieden; man betrachtet sie als etwas Selbstverständliches. Als der Neunuhr ladenschluß eingeführt wurde, konnte man die grausigsten Klage lieder über den bevorstehenden Ruin sämtlicher Detailgeschäfte hören, heute ist bereits bei vielen Geschäftsinhabern, und gerade den kleinen, eine Neigung für den Achtuhrladenschluß vorhanden. So wird es mit der Sonntagsruhe sicherlich auch gehen. Um ängstliche Gemüter zu beruhigen, könnte man ein Über- gangsstadinm schaffen, indem die Sonntagsarbeit für einige Jahre auf 3 Stunden verkürzt wird, doch derart, daß der Schluß späte stens um 12 Uhr mittags erfolgt. Einen solchen Vorschlag hat der Deutsche Verband kaufmännischer Vereine bereits vor 10 Jahren gemacht, und er ist erwägenswert. Wir sind überzeugt, daß dieses