Untersuchung der Mineralböden. 73 und 9,71 °/ 0 Silikatbasen, und doch gehören diese Böden zu den fruchtbarsten, weil sie eine gleichförmig lockere, dabei eigentümlich feine Beschaffenheit, sowie in der natürlichen Lage eine große Tiefe besitzen. 2. Der Gehalt des Bodens an Humus und dessen Beschaffenheit. Der Humus bedingt die günstigsten Eigenschaften der Wasser- und Wärmeregelung des Bodens und ist ferner eine anhaltende Quelle für die Stickstoffernährung der Pflanzen; gute Kultur boden enthalten 3—5°/o Humus; je enger im allgemeinen das Verhältnis von organisch gebundenem Stickstoff zum Kohlenstoff ist, um so günstiger verhält sich die Fruchtbarkeit des Bodens; eine saure Beschaffenheit des Humus ist unter allen Umständen ungünstig für die Kultur eines Bodens. Vergl. S. 35. 3. Der Gehalt an kohlensauren Erden. Die kohlensauren Salze von Kalk und Magnesia üben eine günstige Wirkung auf die physikalische Beschaffenheit des Bodens und auf die Zersetzungsvorgänge in demselben aus. Wenn Boden an Salzsäure nur —0,2 °/ 0 Kalk und an kohlensäurehaltiges Wasser nur sehr wenig Kalk abgeben, so kann man daraus schließen, daß eine Zufuhr von Kalk oder Mergel eine günstige Wirkung ausüben wird. (Über das günstigste Verhältnis von Kalk: Magnesia vergl. vorstehend S. 71.) Nach Knop kann man Tonböden mit einem Gehalt von 16—20°/ 0 an Sesquioxyden, 2—3°/ 0 an Monoxyden, 3—5°/ 0 an kohlensaurem Calcium, 0,5—1,5°/ 0 an kohlensaurem Magnesium, 8—20 % an aufgeschlossenen Silikatbasen und mit einer Absorption von 60 bis 100 an Ammoniak unter allen Umständen als Böden erster Klasse und, wenn sie noch 3—5°/ 0 Humus enthalten, auch als Kulturboden erster Klasse bezeichnen. 4. Der Gehalt an Stickstoff, Phosphorsäure und Kali. Gerade bei diesen drei wichtigsten Pflanzennährstoffen gibt uns bis jetzt die chemische Untersuchung noch am wenigsten Aufschluß darüber, wieviel davon in einer für die Pflanzen leicht auf- nehmbaren Form vorhanden ist. Nur für das Kali besitzen wir in der allmählichen Be handlung des Bodens mit kohlensäurehaltigem Wasser, mit kalter und heißer Salzsäure ein Mittel, uns einigermaßen über den Grad der Löslichkeit des Kalis Rechenschaft zu geben. E. Wolff fand bei Untersuchung verschiedener Böden, daß durch kalte konzen trierte Salzsäure 0,0148—0,1489°/ 0 Kali oder 0,8—9,6% des Gesamt-Kalis, durch heiße konzentrierte Salzsäure 0,0490—0,787% oder 2,6—32,3% vom Gesamt-Kali gelöst wurden. Nach E. Wolff ist für die Beurteilung der Löslichkeit des Kalis vorwiegend das Verhältnis von Kali zu der gleichzeitig in Lösung gegangenen Tonerde von Belang; denn die tonige Substanz ist gleichsam der Träger und das Bindemittel für das Kali, und dieses wird um so leichter für die Pflanzen zugänglich, je mehr der Ton mit Kali beladen ist. Je enger also das Verhältnis vom Kali zu der in der gleichen Lösung enthaltenen Tonerde sich gestaltet, um so günstiger verhält sich die Löslichkeit des Kalis. Im all gemeinen schwankt das Verhältnis von Kali zur Tonerde in den Lösungen mit heißer Salzsäure und Schwefelsäure wie 1:3 bis über 1:20 und beträgt im Mittel 1; 10. E. W. Hilgard 1 ) glaubt, daß man in der Bestimmung des Stickstoffgehaltes des Bodenhumus (Matiere noire Grandeaus — vergl. S. 77) ein Mittel besitzt, um das Stick stoffbedürfnis eines Bodens zu bestimmen; darnach wird sich bei 2% Humusstickstoff stets Stickstoffhunger im Boden zeigen, mag auch der Gesamtstiokstoff des Bodens außergewöhnlich hoch sein. Ein Gehalt von 3 % Humusstickstoff schließt bei genügendem Kalkgehalt schon Stickstoffhunger aus und bei 6% lohnt sich die Stiokstoffdüngung überhaupt nicht mehr. Ad. Mayer hält Böden, welche unter 0,07% in Säuren lösliche Phosphorsäure, unter 0,2 % Kali, 0,1 % Kalk und unter 0,1 % Stickstoff enthalten, nicht mehr für den Rübenbau geeignet. Dann haben B. Risler und E. Colomb-Pradel 2 ) auf Grund zahlreicher Boden- Untersuchungen noch bestimmtere Regeln für die Beurteilung des Düngebedtirfnisses eines Bodens je nach seinem Gehalt an Stickstoff, Phosphorsäure und Kali aufgestellt. Sie fordern, daß ein Boden — nicht die Peinerde, sondern der natürliche Boden — mindestens je 1 für 1000 oder je 0,1% Stickstoff, Phosphorsäure J ) Deutsche Landw. Presse 1895, 490. 2 ) Vergl. Em. v. Proskowetz, Inwieweit vermag die chemische Bodenuntersuchung zur Bestimmung des Düugebedürfnisses des Bodens beizutragen? Wien 1888.