Untersuchung der Minerälböden. 79 Wurzeln der Pflanzen für das geeignetste Organ, weil sich in ihnen die Differenz des Nährstoffgehaltes (zwischen „arm“ und „reich“) am meisten und deutlicher zeigt, als in den höher gelegenen, jüngeren Pfianzenteileu. Als Kulturpflanze wählte er zunächst den Hafer, weil er auf den verschiedenartigsten Böden wächst. Der Hafer wurde teils auf sehr reichen, teils auf an aufnehmbarem Stickstoff sehr armen Böden gezogen; letztere wurden dann durch einseitige Düngung mit Stickstoff und Kali bezw. Stickstoff und Phosphorsäure erschöpft, um auch einen an Phosphorsäure bezw. Kali armen Boden zu erhalten. Auf diese Weise wurden in der Trockensubstanz der Haferwurzeln gefunden Mengen: geringe mittlere geringe mittlere für Stickstoff . . 0,5 —0,6% 0,7—0,9 % für Kalk . . . 0,2—0,3%!) 0,3—0,4 % „ Kali .... 0,08—0,1 „ 0,2—0,4 „ „ Magnesia . . 0,1? ? „ Phosphorsäure 0,08—0,2 „ 0,2—0,3 „ „ Schwefelsäure 0,03? ? Unter diesen Niedrigstgehalten in den Haferwurzeln kann kein günstiges Wachstum mehr erwartet werden. Je weiter sich aber die Gehalte in den Haferwurzeln von den Niedrigstzahlen entfernen, desto weniger wird die Zuführung von aufnehmbaren Nähr stoffen durch die künstliche Düngung erforderlich sein. Weist die Trockensubstanz einer Haferwurzel z. B. folgende Gehalte auf; 1. Kall 2. Kall 3. Pall Stickstoff 1,24 % 0,82 % 0,61 % Kali 0,87 „ 1,23 „ ’ 0,36 „ Phosphorsäure 0,18 „ 0,63 „ 0,21 „ so ist im 1. Kall nur eine Düngung mit Phosphorsäure, im 2. und 3. Kall nur die mit Stickstoff angezeigt. Je ärmer die Wurzeln an Nährstoffen sind, desto ärmer ist die be treffende Ackerkrume; je reichlicher die normalen Wurzeln Nährstoffe enthalten, desto reicher muß auch der Boden sein, dem sie ihre Nährstoffe entzogen haben. Derjenige Bestandteil, der in geringster Menge vorhanden ist, regelt die Erträge und bewirkt, daß die Ernten gering oder mittelgut ausfallen. Die übrigen Nährstoffe können dann in viel reichlicher als oben angegebener Menge vorhanden sein, ohne daß sie deshalb den Ertrag zu steigern imstande wären. Wenn die Pflanzenwurzeln einen hohen Gehalt an Nährstoffen aufweisen und der Boden gleichzeitig eine hohe absolute Menge Nährstoffe enthält, dann kann der Landwirt die weitere Aufschließuüg der Bodenbestandteile dem regelrechten Verlauf der Verwitterung überlassen und braucht in dem vollen Ersatz der entzogenen Nährstoffe nicht ängstlich zu sein. Ist der absolute Gehalt des Bodens ein hoher, der Gehalt der Pflanzenwurzeln aber ein geringer, so kommt es nur darauf an, durch entsprechende Kulturen, durch Anwendung von Stalldünger und indirekt wirkenden Düngemitteln (Gips, Kalk, Kochsalz) den Vorrat aufzuschließen und in eine aufnehmbare Korm überzuführen. A. v. Dikow 2 ) hat die Versuche Heinrichs bei der Gerstenpflanze auf einem mageren, mehrere Jahre nicht gedüngten Sandboden unter Anwendung steigender Dünger- mengen nachgeprüft und schließt aus den Versuchen, daß das Gesetz des Minimums von Heinrich als richtig anzusehen, das Gesetz des Maximums wahrscheinlich ist, daß die Wurzeln der Pflanzen wohl das Düngerbedürfnis anzeigen, daß aber der Nähr stoffgehalt der Wurzeln nicht als Maßstab für die Menge der aufnehmbaren Nährstoffe im Boden dienen kann; nur dann, wenn der Nährstoffgehalt der Wurzeln die Höchstmenge erreicht, ist der Zweck der Düngung zur Erzeugung der größtmöglichen Menge organischer Substanz als erreicht anzusehen. Haeßner 3 ) schließt aus seinen Versuchen, nach denen der Gehalt der gedüngten Gerstenwurzeln an Stickstoff und Phosphorsäure mit dem Gehalt der Wurzeln von unge- *) Diese Zahl drückt wahrscheinlich nicht die Niedrigstmenge aus, sondern muß vielleicht noch weiter herabgesetzt werden. 2 ) Journ. f. Landwirtschaft 1891, 39, 134. 3 ) Haeßner, Untersuchungen über den Nährstoffgehalt in den Wurzeln und Körnern der Gerste und Verhalten derselben zu den im Boden vorhandenen assimilierbaren Pflanzen nährstoffen, 1887.