Untersuchung von Kalksteinen, Mergel bezw. Kalkdüngemitteln. 101 die Schnur einklemmt und somit das Schieferstück in dem Luftraum der Flasche in der Art schwebend erhält, daß sein unterster Teil noch 3 oder 4 cm von dem Fltissigkeits- spiegel entfernt ist. Zweckmäßig ist es, in einem zweiten ebenso beschickten Kolben ein ähnliches Stück eines anerkannt guten Schiefers aufzuhängen, damit man die Über einstimmung oder Verschiedenheit des Verhaltens vergleichend feststellen kann. Man läßt alsdann die Kochflasohen bei gewöhnlicher Temperatur stehen und beobachtet die Schieferstücke in geeigneten Zeiträumen (etwa nach 7 und 14 Tagen, sowie nach 4 Wochen), ohne dahei die Stopfen abzunehmen. Je nach der Natur des Schiefers erscheint das betreffende Stück in kürzerer oder längerer Zeit mehr oder weniger naß, weich, zer brechlich, gespalten, gekltiftet oder aufgeschwollen. Dieses Verfahren kann indes keinen richtigen Maßstah zur Beurteilung der Dachschiefer ahgehen, wenn sie Calciumkarhonat und zwar im porösen oder kompakten Zustande enthalten. Nach Fred. Reverdin und Ch. de la Harpe 1 ) entscheidet überhaupt die chemische Prüfung der Dachschiefer (außer .auf Gehalt an Oalcium- karhonat auch auf Eisenoxydul) weniger als die Ermittelung der Porosität in den einer bezw. verschiedenen Temperaturschwankungen unterworfenen Schiefern; für diese Prüfungen werden von ihnen besondere Verfahren angegeben. Brunner 2 ) hält für die Beurteilung den Imhihitionsversuch für wichtig, hei dem Schieferstücke von 12 cm Länge und 6 cm Breite in ein Becherglas gestellt werden, dessen Boden 1 cm hoch mit Wasser bedeckt ist, das Becherglas darauf geschlossen und nun beobachtet wird, wie hoch das 'Wasser innerhalb 24 Stunden im Schiefer gestiegen ist. In guten Schiefern steigt das Wasser kaum auf, sie werden nur wenige Millimeter über der Wasseroberfläche feucht. Die verschiedenen Verwitterungsstufen und Yerwitterungserzeugnisse der kristallinischen Gesteine, wie auch alle erdiggeschichteten Gebirgsarten und deren Zerbröckelungsmassen müssen für agrikulturchemische Zw'ecke, oder wenn man über den Grad und die Art der Verwitterung sich möglichst genaue Auskunft verschaffen will, in der Regel einer ganz ähnlichen Behandlung unterworfen werden, wie der Ackerboden, d. h. man zieht hinreichend große Mengen der pulverförmigen oder gepulverten Substanz der Reihe nach mit kalter und heißer konzentrierter Salz säure, mit konzentrierter Schwefelsäure aus und bringt zuletzt den Rückstand mittels Flußsäure oder auf sonst geeignete Weise in einen der vollständigen Untersuchung zugänglichen Zustand. Kalksteine, Mergel bezw. Kalkdüngemittel. Die Probenahme von Kalksteinen und Mergeln aus den Brüchen oder Gruben hat so zu erfolgen, daß die Probe (etwa 2 kg groß) einen guten Durchschnitt der einzelnen Schichten bildet; dahei sind die Proben der verschiedenen Schichten scharf auseinander zu halten. Ein zum Brennen verwendbarer Kalkstein soll mindestens 90°/ 0 kohlensaures Calcium enthalten. Betragen die Beimengungen von Ton usw. 10 °/ 0 und darüber, so spricht man meistens von Mergeln. Die Mergel werden fett oder mager genannt, je nachdem sie mehr oder weniger als 50°/ 0 kohlensaures Calcium enthalten; ferner unterscheidet man, je nach dem Vorwiegen von Ton oder Sand, Tonmergel und Sandmergel. Die Mergel bestehen nämlich hauptsächlich aus kohlensaurem Calcium, kohlensaurem Magnesium, Ton und Sand neben etwas Kieselsäure und Eisen- ') Chem.-Zeitung 1890, 14, 64, 94, 126. a ) G. Lunge, Chem.-teohn. Untersuchungsmethoden 1899, 546; nach Deutsche Töpfer und Ziegler-Ztg. 1894, No. 47.