466 Milch und Molkerei-Erzeugnisse. 14. Die aus der yon Naumann abgeänderten Wollnyschen Tabelle ermittelten Fettprozente stimmen mit denen der alten Soxhletschen Tabelle genau überein. S. Hals und H. G-regg 1 ) erhielten nach der ursprünglichen Wollnyschen Vorschrift*) im großen und ganzen recht genaue Ergebnisse; bei Vollmilch fanden sie (gegenüber dem Adamsschen Verfahren) etwas zu niedrige Werte, bei Mager milch bezw. überhaupt fettarmer Milch stimmten die Ergebnisse fast vollständig, genau überein. Die Naumann sehe Vorschrift gibt nach diesen Autoren hei Voll milch befriedigende, im allgemeinen etwas höhere (bis + 0,09 °/ 0 ) Werte, bei Magermilch bezw. fettarmen Milchen überhaupt sind dagegen die Werte ungenau (bis 0,13 °/ 0 zu hoch). Durch die Schwankungen in dem Lichtbrechungsvermögen des Butterfettes selbst (39,2—43,0 Refraktometer-Grade bei 45°) können nach Hals und Gregg Unterschiede bis 0,12 °/ 0 hervorgerufen werden. Ebenso können in 3—5 Wochen alten, haltbar gemachten Proben die Ergebnisse nach Wollny bis 0,14 °/ 0 und nach Naumann bis zu 0,15 °/ 0 zu niedrig ausfallen. Während Hals und Gregg die refraktometrische Fettbestimmung als zwar hinreichend genau für praktische Zwecke, aber für Massenuntersuchungen für um ständlicher halten als die hutyrometrische (Gerber usw.), ist nach Naumann und Tie mann 8 ) das Verfahren bei Massenuntersuchungen für wissenschaftliche und praktische Zwecke vorzüglich geeignet. e) Verfahren zur annähernden Bestimmung des Fettes. Aus der großen Zahl der Verfahren, welche gestatten, den Fettgehalt verhältnis mäßig einfach, aber meist nur annähernd zu bestimmen, seien folgende hervorgehoben; a) Das Laktobutyrometer von Marohand (verbessert von Salleron, sowie von Tollens und Schmidt). 4 ) Das Laktobutyrometer (Fig. 256) besteht aus einer engen Glasröhre, welche von 0—30 com in je 10 ccm geteilt ist. Der Teil der Röhre zwischen 20 und 30 ist wiederum in ‘/io ccm geteilt. Man füllt in dieselbe nach tüchtigem Mischen der zu untersuchenden Milch bis zum Teilstrich 10 (also 10 ccm, in der Figur bis L) Milch, dann entweder einige Tropfen (2—3) Natronlauge (Marchand) oder 3—5 Tropfen Essigsäure (Tollens und Schmidt) und bis zum 20. Teilstrich (oder E) 10 com Äther. Jetzt wird gehörig und so lange geschüttelt, bis das Ganze eine gleich mäßige Masse bildet und der Äther nach einigem Stehen sich nicht mehr von der Milch trennt. Nach gehörigem Schütteln mit Äther werden 10 ccm Alkohol (90—92° Tr.) bis zum Teilstrich 30 (oder A) zugesetzt und abermals geschüttelt. Durch den Zusatz von Alkohol wird das Fett wiederum aus der ätherischen Lösung ausgeschieden und sammelt sich, wenn jetzt die Glasröhre in den mit Wasser von 40° gefüllten Blechzylinder gesetzt wird, in kurzer Zeit als flüssige, ätherhaltige Ölschioht über der Flüssigkeitsmasse an. Letztere besteht aus einer klaren Flüssigkeit und ausgesohiedenem, geronnenem Kasein, !) Milch-Ztg. 1902, 81, 433. 2 ) Die ursprüngliche Wollnysche Vorschrift ist nach Hals und Gregg folgende: 20 ccm Milch mit 1 Tropfen Konservierungsflüssigkeit (238 g Kupferchlorid in 1 Liter) werden mit 3 Tropfen Eisessig versetzt, auf 17,5° gebracht und 2—3 Minuten im Sohüttel- apparate geschüttelt. Darauf wird 1 ccm kupferoxydhaltige Lauge (500 com Kalilauge [aus gleichen Gewichtsteilen Wasser und gereinigtem Kalihydrat], 250 com Wasser, 250 ccm Glyzerin und 100 g Kupferkarbonat) zugesetzt, die Flüssigkeit wieder auf 17,5° gebracht, mit 4 com wassergesättigtem Äther (17,5°) versetzt, 16 Minuten geschüttelt und darauf zentrifugiert. Die Tiemannsohe Vorschrift (Milch-Ztg. 1896, 24, 178), nach welcher an der milch wirtschaftlichen Versuchsstation Kiel gearbeitet wurde, weicht von dieser Vorschrift etwas ab. 3 ) Bericht der Versuchsstation und Lehranstalt für Molkereiwesen zu Wrescheu 1902/03, S. 2. 4 ) Journ. f. Landwirtschaft 1878, 36, 361.