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VII. Die Aussichten nach dem Kriege. 
Der Umstand, daß unsere optisch-potographische Industrie vor 
dem Kriege in umfangreichem Maße exportierte und einen großen 
Teil des Bedarfs der ganzen Welt an optisch-photographischen 
Artikeln deckte, hatte zur Folge, daß man sich während der langen 
Dauer des Krieges in den Ländern, die im Frieden auf den Import 
dieser Artikel angewiesen waren, bemühte, eine eigene photographische 
Industrie inS Leben zu rufen. Diesen Versuchen, die sich besonders 
in Bestellungen auf Werkzeugmaschinen und Maschinen für Trocken 
platten und Papierfabrikation bemerkbar machten, konnte nur dadurch 
entgegengetreten werden, daß die Lieferungen nach dem neutralen 
Auslande aufrecht erhalten wurden. Das ist auch schon mit Rücksicht 
auf die Zeit nach dem Kriege notwendig, denn die deutsche optisch 
photographische Industrie kann im Frieden den Export nicht ent 
behren, zumal wenn wieder die ausländische Industrie als Konkur 
rent auf dem deutschen Markte erscheint. Richtlinien für unsere 
deutsche Industrie werden also künftig sein: Ausbau des Absatzes im 
Inlands, eventuell gefördert durch die Zölle, und andererseits Förde 
rung des Exports durch rege Mitwirkung an der Schaffung neuer 
Handelsverträge. 
Für die Neugestaltung unserer Handelsbeziehungen zum Aus 
lande ist aber die Gestaltung unseres Zolltarifs von außerordentlicher 
Wichtigkeit. Dabei ist es ohne weiteres klar, daß die Anschauungen 
und Wünsche in bezug auf Zollschutz im einzelnen weit auseinander 
gehen, und die verschiedenen Anschauungen darüber zu erörtern, bleibt 
den in Betracht kommenden Organisationen überlassen. Worüber 
aber vollständige Einigkeit herrscht, das ist die Überzeugung von der 
Notwendigkeit der Neuordnung derjenigen Positionen des Zolltarifs, 
die für unsere optische und photographische Industrie in Betracht 
kommen. 
Schon das handelspolitische Verständigungskomitee hat bei seinen 
Beratungen im Jahre 1913 darauf hingewiesen, daß es notwendig 
sei, die Wünsche für den Zolltarif nicht nur in bezug auf die Zoll 
sätze, sondern auch die Anordnung der Positionen möglichst einheitlich 
den Bedürfnissen unserer Industrie entsprechend zu gestalten. Denn 
der bisherige Zolltarif trügt in seiner vorliegenden Form den Be 
dürfnissen der Industrie nicht Rechnung. Das ist einerseits darauf 
zurückzuführen, daß bei Schaffung dieses Zolltarifs die Vertretungen 
der Industrie nicht zu Rate gezogen wurden, andererseits hat sich 
aber auch die Industrie in einzelnen ihrer Fabrikate gewaltig entwickelt, 
und neue Konstruktionen und, Typen sind herausgebracht worden,