7 83 ist nur imstande, den Sonderegoismus seines Wahlkreises oder höchstens bestimmter Berufsschichten zu -vertreten. Sollte die Regierung ernstlich gewillt sein, den Reichstag auch einmal aus wirtschaftspolitischen Gründen nach Hause zu schicken, so würde die Prinzipienreiterei bald verschwinden. Schon die Andeutung einer solchen Möglichkeit würde im Auslande einen günstigen Eindruck machen. 6. Noch ein anderer Grund läßt sich für den ungünstigen Stand unserer wirtschaftlichen Verhältnisse anführen; auch er ist rein psychologisch; es ist das die Zurückhaltung, die geradezu lächerliche Bescheidenheit gegenüber dem Auslande; der Mangel an Energie, der es bewirkt, daß wir nicht den jenigen Willens- und Tatkraftsnachdruck finden, der nötig ist, um alle die Möglichkeiten wirtschaftlicher Vorteile im Auslande richtig zu verfolgen. Der hierdurch uns ent gehende Gewinn wird von sachverständiger Seite auf mehr als eine Milliarde geschätzt. 7. Ich komme zu dem letzten Grunde der allgemeinen Wirtschaftsnot, dessen offene, wenn auch etwas peinliche Erwähnung die Lage des Augenblicks verlangt. Ich meine die geringe persönliche Wertschätzung, die uns von weiten Kreisen des gebildeten Auslandes entgegengebracht wird; die uns ja ziemlich kalt lassen könnte, wenn sie sich nicht so wesentlich im Kurse unserer Papiere ausdrückte. Die Tatsache läßt sich nicht aus der Welt bringen; wir besitzen in der Tat in den Augen der Ausländer einige unsympatische Eigenschaften, die ich, da sie wohl bekannt sind, hier nicht aufzählen will. Mit ihren wirtschaftlichen Folgen müssen wir rechnen. H. Soviel, meine Herren, über die Ursachen der Wirt schaftsnot. Meine Psychologie der R. F. R. würde nicht vollständig sein, wenn sie nicht umfaßte auch eine Charakterisierung des Mannes, dem das wichtige Werk anvertraut ist. Mit was für Eigenschaften muß dieser Mann ausgerüstet sein? Die erste Bedingung, die volle Beherr schung des Gebietes, sowie eine ausgesprochene wirtschaftliche Veranlagung und die von innen kommende Lust und Liebe zur Sache, bedarf keiner Erörterung; ein zweites Erfordernis ist, daß er ein guter Menschenkenner, ein drittes, daß er ein guter Menschenbehandler, ein geschickter Kompromiß politiker ist; mit dieser persönlichen Qualität fällt und steht die ganze Reform. Der Schatzsekretär muß es demnach in besonderem Maße verstehen, mit Menschen umzugehen und das ist dasjenige rein psychologische Moment, das zu allen Zeiten in den wichtigsten Dingen den Ausschlag gegeben