38 114 mau das Geld ausnimmt, das bei den Banken und Sparkassen auf längere Zeiten, auf mehrere Monate angelegt ist und nur das täg liche Geld trifft. Und es ist der schöne Gedanke ausgesprochen, daß, wenn wir einmal in Not sind, im Kriegsfälle der Prozentsatz von 0,1 ruhig auf 0,2 erhöht werden könnte, um dann 800 Millionen Reichsmittel sofort in Händen zu haben. Man soll diesen Gedanken nicht von der Hand weisen. Er hat zwar viele Einwände, aber man sieht, daß das System der Be steuerung hier richtiger wäre, als daß mau dorthin geht, wo wieder die Produktionsmittel statt vermindert, vermehrt werden sollten. In diesen Gedanken gehört auch das, was Herr Dr. Krueger gesagt hat, hinein, nämlich die Sparsamkeit. Durch eine Spar samkeit, wie sie jetzt betrieben wird, schädigt man Produktion und Erwerb außerordentlich. Aber ich glaube, daß auch Herr Dr. Krueger die Ausführungen des Herrn Reichskanzlers nicht ganz nach der Richtung aufgefaßt hat, wie es der Herr Reichs kanzler wohl gemeint haben mag. Wenn er von der altpreußischen Sparsamkeit spricht, soll es sich nicht beziehen auf unser Erwerbs leben, sondern auf die Behörden, auf den Staat. (Sehr richtig!) Und warum sollen wir nicht verlangen, daß in der Staatsverwal tung eine größere Sparsamkeit eingerichtet wird? (Zuruf: Hat er nicht gemeint! — Anderer Zuruf: Auch!) Sie sehen, auf allen Gebieten, z. B. bei der Eisenbahnverwaltung, werden kolossale Abstriche und Einschränkungen in bezug auf Beamten und Einrichtung der einzelnen Institute gemacht, so daß da allerdings viel gespart werden kann. Wir stehen bei den Steuerbehörden im Reiche und sonst vor der wunderlichen Auf fassung, als könnte in den immer mehr nach Deutschland zu- lließenden Strom des Reichtums nur so hineingegriöen werden. Gerade diese Vorstellung muß den Reichsbehörden genommen werden durch die Forderung der Sparsamkeit. Im übrigen unter streiche und bestätige ich das, was über Sparsamkeit in diesem Sinne bei den Staatsverwaltungen gesagt ist, vollkommen. Was die Sozialpolitik betrifft, so hat wohl Herr Kollege Heiß recht, wenn er sagt, daß die darin angelegten Kapitalien produktiven Wert hätten. Sie sind, namentlich was die Unfall verhütung anbetrifft, prophylaktischer Natur, (Zustimmung) und welche Ausgabe wäre wohl produktiver, im privaten wie im öffentlichen Leben, als eine prophylaktische? Insofern liefern diese Kapitalien wieder den Beweis unserer Leistungsfähigkeit und unseres Reichtums. Das psychologische Moment dabei ist, daß sie nach . dem Auslande hin uns doch insofern decken, als sie den Beweis liefern, daß wir viele Milliarden für sozialpolitische Zwecke schon aufgebracht haben und in der Lage sind, noch immer mehr aufzubringen. Die Tatsache, daß die sozialen Lasten, wie ich kürzlich durch eine Statistik nachgewiesen habe, sich riesig steigern und gegenüber der Zeit vor 25 Jahren auf das Dreifache