23 wirtschaftliche Erschütterungen von verschiedenster Seite be trachtet werden dürften. Das ist und bleibt ein Irrtum und hat gerade bei dem Kriegsausbruch und in den ersten Wochen nach Aufnahme der Feindseligkeiten die stärkste Widerlegung durch die englischen Zustände erfahren. Gerade in England haben die Banken stets große Kassenbestände gehalten, und trotzdem hat dort das Weltereignis größere Kreise gezogen als bei uns. Der fortgesetzte Hinweis darauf, daß ohne die Hilfe des Staates und der Reichsbank bei uns eine Erschütterung eingetreten wäre, kehrt immer wieder, weil die Anschauungen über die Aufgaben der Privatbanken und diejenigen einer Zentral-Notenbank aus einandergehen. Es muß immer wieder betont werden, daß der Staat, dem wir letzten Endes auf irgendeine Weise alle dienen, dessen Grenzen wir mit unseren Leibern schützen, auf wirt schaftlichem Gebiete, wenn nötig, mit seinen Machtmitteln einzu- greifen hat, weil er, wenn er die einzelnen Privatwirtschaften schützt, sich damit selbst den besten Schutz gewährt. Die Haupt sache bleibt nach wie vor, daß trotz aller Kritiken an den deut schen Bankbilanzen, trotz aller auseinandergehenden Meinungen über Anlagemöglichkeiten und über Liquiditätsberechnungen das Wirtschaftsleben heute bei uns besser funktioniert als in allen anderen kriegführenden Staaten. Nicht allein durch die Hilfe des Staates und der ihm unterstellten Notenbank, sondern durch das verständnisvolle Ineinanderarbeiten aller Wirtschaftsfaktoren und das im großen und ganzen absolut gesunde Kreditsystem bei uns in Deutschland. Ein kurzer Überblick über die Hypothekenbanken er gibt auch deren durchaus gesunde Lage. Selbstverständlich haben dieselben unter dem Krieg gelitten, da ihr Pfandbriefabsatz schon mit Rücksicht auf die hochverzinsliche Kriegsanleihe stockt und sie zwingt, sich passiv zu verhalten. Überall aber hört man, daß die Hypothekenbanken in durchaus verständnisvoller Weise die alten Hypothekendarlehen durchhalten und den Schuldnern keine besonderen Schwierigkeiten machen. Die 36 deutschen Hypothekenbanken zeigen Ende 1914 folgendes Bild (siehe Ta belle S. 24). Auch hier also keine besonderen Veränderungen gegenüber dem verflossenen Jahre. Wie weit sich das im laufenden Jahre verschiebt, werden die späteren Ziffern lehren.