— 12 — bedauerlichen Matze fehlen, wie jeder zu beobachten Gelegenheit hatte und hat, der während des Krieges und feit der Revolution in einer größeren Stadt lebte und lebt. Solche Einkommensverwendungen beweisen eine überschüssige Steuerkraft, die von den direkten Steuern nicht genügend erfaßt wird. Der Veranlagungsapparat der letzteren versagt trotz seiner Vervoll kommnungen noch vielfach solchen Arbeitseinkommen gegenüber, und die Staffelungen ermöglichen es nicht, solche, wie die Verwendung zeigt, über das zum Leben erforderliche Maß weit hinausgehende Arbeitseinkommen, von denen ihre Bezieher keinen verständigen Gebrauch zu machen wissen, ihrer offenbaren Entbehrlichkeit entsprechend heranzuziehen. Endlich führt das unwirtschaftliche Vertun solcher Einkommen zu einer Begünstigung der Vertuer gegenüber sparsameren Wirten, da jene das, was sie verbrauchen, obgleich sie es, wie diese, hätten ersparen können, nicht, wie diese, künftig als Vermögen zu versteuern haben. Endlich empfindet der Steuerträger die in den von ihm gezahlten Preisen versteckte Verbrauchssteuer infolge dieser Versteckung weniger drückend, als wenn er sie auch noch in der nackten, unverhüllten Form der direkten Steuer zu entrichten hätte: Unzufriedenheit der Bevölkerung über die Höhe von Ver brauchsteuern ist ihr in neunzig von hundert Fällen von Agitatoren imputiert und künstlich erzeugt, Unzufriedenheit über die direkten Steuern entsteht aus den Steuerpflichtigen heraus; von denen, die über die Höhe der Belastung mit Verbrauchsteuern schreien, hat kaum einer unter hundert eine Ahnung, wieviel diese Belastung für ihn beträgt, während diejenige mit direkten Steuern jeder auf Heller und Pfennig kennt. Wollten wir auch nur entfernt daran denken, den überwiegenden Teil der Steuerlast auf die direkten Steuern und hier auf Einkommen- und Ver mögenssteuer zu werfen, dann hieße das, um mit Reichsfinanzminister Schiffer zu reden, die Henne schlachten, die die goldenen Eier legt, hieße, Industrie, Handel und Landwirtschaft unfehlbar vernichten und die Arbeiterschaft der Arbeitslosigkeit ausliefern. Es wäre eine Finanz- und Wirtschaftspolitik, die sich nicht mehr gar zu sehr von der eines Lenin und Trotzki unterschiede, und kein noch so drakonisches Steuerfluchtgesetz würde dann eine Abwande rung von Vermögen und geistiger wie körperlicher Arbeitskraft verhindern, die Deutschlands finanziellen und wirtschaftlichen Ruin vollenden und zu einem dauernden machen würde. Wenn nach der Revolution der damalige Mitleiter des preußischen Finanzministeriums, der Unabhängige Simon, wirklich geäußert hat, fein Ziel sei „möglichst vollkommener" Verzicht auf Ver brauchssteuern und Ersetzung durch „durchgreifende Einkommen- und Ver mögenssteuer", so würde das beweisen, wie „sachverständige" Leute damals die Revolution in die höchsten Stellen gebracht hatte. Richt Abbau der indirekten Steuern kann das Programm der Zukunft sein, sondern extensivster und intensivster Ausbau der indirekten wie der direkten Steuern unter Her stellung eines Gesamtsteuersystems in Reich, Staat und Gemeinde, dessen einzelne Glieder ineinandergreifen und sich in ihren Wirkungen ergänzen. Daß dabei auch vom Reiche die direkten Steuern in einem ungleichlich stärkeren Maße als bisher heranzuziehen sind, ergibt sich schon aus der völligen Umkehrung des Anteilsverhältnisses am Eefamtfinanzbedarf zwischen Reich und Einzelstaaten. Dabei werden wir trotz aller von niemand schärfer als von mir betonten Bedenken um eine hohe einmalige, aber auf eine Reihe von Jahren zu