40 Erwin Respondek, Konnten auch die führenden Finanziers in Frankreich und den anderen Ländern über den wahren Charakter dieser seit 1913 intensiv betriebenen Goldansammlungspolitik nicht im Unklaren gehalten werden, so nahm oder wollte man doch nicht annehmen, daß die Notenbank reine und hochgradig notwendige Kriegsvorbereitungen verfolgte. Viel mehr neigte man mehr oder minder dazu, den Erklärungen, die doch aus guter Quelle kamen, Glauben beizumessen und die Goldanhäufung nur als eine Vorsichtsmaßregel gegen irgendwelche wirtschaftlichen Krisen zu betrachten. Wie sehr man sich in vielen dieser Auslegungen täuschte, bewiesen bald die Ereignisse im Juli und August 1914. Nach dem Geschäftsbericht für das Jahr 1914 weist die Gold bewegung im Vergleich zum Jahre 1913 die folgenden Ziffern auf: Goldzuwachs (in Mül. Frcs.). 1913 I9r4 X. Semester + 109,7 + 458,3 II. „ 4- 200,4 + 182,8 I II I". I " «u I. u. II. Semester . . . + 310,1 + 641,1 1913 und 1914 95i,2 In den ersten Monaten des Krieges ruhte die sonst so wirksame Werbetätigkeit nach dem Golde, und der Goldbestand blieb ziemlich konstant. Er erfuhr bis Mitte April 1915 nur eine kleine Steigerung. Er war am: 31. Juli 1914 4i4i,3 Mül. Frcs. 15. April 19x5 4253,3 „ „ d. h. also ein Plus von 112,0 Mül. Frcs. Und der Gouverneur der Bank von Frankreich konnte in der Ge neralversammlung vom 28. Januar 1915 wohl sagen: „Frankreich besitzt noch beträchtliche eigene Goldreserven, und trotz der eingetretenen, vorübergehenden Einschränkungen in dem Zustande seines auswärtigen Handels, seit Ausbruch der Feindselig keiten, bleibt es dennoch Gläubiger. Weit davon entfernt Gold aus geführt zu haben, war es bereits imstande, welches zu erwerben“ 1 ). Aber hohe Kriegsbezüge aus dem Auslande und stete Notenemission erschütterten kurz darauf die Kaufkraft des Franken und erforderte« eine kräftige Stützung durch Gold. Der sichtbare Goldschatz sank schnell. Vom 15. April 1915 4253,3 Mül. Frcs. bis zum 20. Mai 1915 auf 3907,3 „ „ d. h. um 346,0 Mül. Frcs. Noch Weitere Goldabgaben waren durch die ständig schwankende und sinkende Valuta notwendig. Dem Bestände der Notenbank allei« Paris ruhenden Guthaben ansieht. Durch Konvention sind die ausländischen Kassen halter der russischen Regierung verpflichtet, auf ihr Verlangen nicht in Devisen zu re mittieren, sondern effektives Gold zu senden. h Siehe a. a. O. 1914, S. 15.