§ 7. Geldzins, Preisbewegung und Zinsfuß. 39 8 7- Geldzins, Preisbewegung und Zinsfuß. Nach Carl Menger 1 sind Kapitalien in Geld bestehende oder in Geld veranschlagte Produktivgüter. Darin liegt wohl mehr als die naheliegende Beobachtung, daß Geld das Kapital in unserer Wirtschaft repräsentiert. Es liegt in der Mengerschen Begriffsbestimmung die Erkenntnis verschlossen, daß die Produktiv kraft jedes Kapitalgutes durch Schätzung in Geld gemessen wird. Ein Kapitalgut ist 1000 Mk. wert bedeutet, daß es so viel trägt, als 1000 Mk. tragen. Die Schätzung in Geld ist die Voraussetzung der An wendung des Zinsfußes auf das Kapital. Denn der Zinsfuß ist eine Verhältniszahl. Da der Zins fast immer in Geld be zahlt wird, so muß auch das Kapital in Geld ausgedrückt werden, damit seine Produktivkraft am Zinsfuß gemessen werden kann. Denn dieser bezeichnet ein Verhältnis von Geld zu Geld. Aus dieser Tatsache hat schon Adam Smiths den immer wieder vergessenen, richtigen Schluß gezogen, daß der Geldwert oder die Güterpreise nicht den Zinsfuß bestimmen. Geld ist teuer heißt: die Waren sind billig; es heißt nicht der Zinsfuß ist hoch. Denn der Zins ist ja auch Geld. Sind die 100 Mk. Kapital zu einer bestimmten Zeit mehr wert als zu anderen * 2 * Jahrb. NÖ. LI S. 44/6. 2 Whealth of nations II, c. 4 Abs. 10 und 11 gegen Locke, Law und Montesquieu, die aus der Vermehrung der Menge an Edelmetall nach der Entdeckung Amerikas das Sinken des Zinsfußes im 16. Jahr hundert erklären wollten. Dieser naheliegende Irrtum hat sich dennoch bis heute erhalten (Sommerlad s. v. Zinsfuß im Hdwtb. d. Staatswiss? VIII S. 1029). Vielleicht liegt einer der Gründe jenes Sinkens des Zins fußes in den Fortschritten der Technik des Kredites in jener Zeit und in den damit zusammenhängenden Anfängen eines allgemeinen Kapitalmarktes und in der größeren Sicherheit der Anlagen. Das anhaltende Fallen des Geldwertes ließe sonst ein Steigen des Zinsfußes erwarten. Dieser letzte Zusammenhang war Adam Smith entgangen (s. Text). Die Geschichte des Zinsfußes und der Preise im 16. und 17. Jahrhundert ist vorläufig ein ungelöstes Rätsel.