"IA [|. Wissenschaftliche Institute und Unternehmungen der Landwirtschaftskammer. Sind in dem vorigen Abschnitt die Einrichtungen und Maßnahmen mitgeteilt worden, welche die Landwirtschaftskammer besitzt bezw. getroffen hat, um die zum erfolgreichen Betriebe der Landwirtschaft nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten zu ver- mitteln und die Ausbreitung theoretischen und praktischen Wisssens in den Kreisen der landwirtschaftlichen Bevölkerung zu fördern, so wird nunmehr darzulegen sein, in- wiefern die Landwirtschaftskammer auch der Forschung und dem Fortschreiten der sszzierithae auf landwirtschaftlichem und verwandtem Gebiete Förderung ange- eihen läßt. 1. Hierbei kommt in erster Linie die agrikulturchemische Versuchs- und Kontroll- station zu Breslau in Betracht, in welcher die Kammer eine Forschungsstätte für die wissenschaftliche Begründung der Landwirtschaft besitzt, indem sich die Tätigkeit dieses Instituts in größerem Umfange auf Anstellung und Durchführung exakt wissenschaft- licher Düngungsversuche in der Provinz erstreckt, wie sie ferner in einer räumlich von ihr abgezweigten Arbeitsstätte, der Vegetationsstation in Rosenthal, sich mit Bodenprüfungen, Vegetationsversuchen und meteorologischen Beobachtungen befaßt. Daneben liegt der Versuchsstation die Ausführung von Futter- und Düngemittel- Untersuchungen ob, welche derselben zu diesem Zwecke von Landwirten, Händlern und Fabrikanten der Provinz Schlesien zugehen. Diese für die landwirtschaftliche Praxis so überaus segensreiche Tätigkeit wird erfreulicherweise von Jahr zu Jahr in reicherem Maße in Anspruch genommen, so daß die Zahl der im Jahre 1905 ausgeführten Analysen bereits eine Höhe von 31 259 erreichen konnte. Die Versuchsstation steht ebenso wie die Lehranstalten der Landwirtschaftskammer unter der Fürsorge eines aus 4 Mitgliedern bestehenden Kuratoriums; die spezielle Leitung der Station liegt in den Händen eines Direktors, welcher im Falle seiner Behinderung einen Stellvertreter besitt. Außer diesen Genannten sind 4 Abteilungs- vorsteher, 1 Laboratoriumsvorsteher und 9 wissenschaftlich vorgebildete Chemiker an der Versuchsstation bezw. der Vegetationsstation tätig, an letzterer ferner noch ein praktischer Gärtner; die Kassen- und Bureau- Angelegenheiten werden durch einen besonderen Kassenbeamten und 5 Bureaubeamte bezw. Kanzlisten erledigt, zur Hand- reichung in den Laboratorien, Führung der Maschinen t. sind 6 Diener angestellt. Alle die Versuchssstation betreffenden Zuschriften und die derselben zur Unter- suchung zugehenden Proben sind an ihre Adresse, Breslau X, Matthiasplay 6, zu ther woselbst sich auch die Laboratorien und sonstigen Geschäftsräume der Station efinden. i Zum 1. April 1906 ist an die Versuchsstation zunächst versuchsweise eine Dienststelle des in Preußen eingeführten Wetterdienstes angegliedert worden, deren Leiter als Abteilungsvorsteher zum Beamtenpersonal der Bersuchsstation gehört. Aufgabe dieser Wetterdienststelle ist die regelmäßige Herausgabe und ausgedehnte Verbreitung von Wetterkarten, die in ihrer Ausstattung uud Abfassung vornehmlich für landwirtschaftliche Zwecke berechnet sind. Abonnements auf diese täglich erscheinenden Wetterkarten, welche ein Bild von der Wetterlage des vergangenen und der voraussichtlichen Witterung des folgenden Tages ergeben, sind bei den Post- anstalten zu bewirken. Der Preis des Abonnements ist im Interesse einer möglichst großen Verbreitung auf nur 50 Pf. pro Monat festgesett. Abgesehen von den Wetterkarten werden Wettervorhersagen aufgestellt und mit einer turzen Begründung im Sommer täglich kurz vor 12 Uhr mittags an allen Telegraphenämtern öffentlich angeschlagen werden. Diese Vorhersagen, welche Mitteilungen über das voraussicht- liche Wetter innerhalb der nächsten 24, wenn möglich 36 Stunden von Mittag an urrechnet enthalten, werden gegen eine mäßige Abonnementsvergütung auch ins Haus gesandt. . 2. Die vom landwirtschaftlichen Verein zu Breslau begründete agrikultur-botanische Bersuchs- und Samenkontrollstation zu Breslau X, Matthiasplag 1, ist am 1. Juli 1905 in die Verwaltung der Landwirtschaftskammer übergegangen. Die Station hat in erster Linie den Zweck, alle den Handel mit landwirtschaftlichen Sämereien