Verhältnis zu Oesterreich-Ungarn 137 Regierung ausgezeichnet gestaltet. Trotz iber Abneigung Rumäniens gegen Juden, die unter den deutschen Kaufleuten in Rumänien machtvolle Vertreter haben, hat der Fvemden- neid, der unter dem Schlagwort „Rumänien für die Rumä nen" Propaganda machte, seit 1871 den Deutschen im Lande keine außergewöhnlichen Schwierigkeiten mehr gemacht. Anhaltender und heftiger war die Abneigung, die in Rumänien oft gegen Oesterreich-Ungarn zum Durchbruch kam. Hier entstanden Differenzen aus dringenderen Fragen. In dem Problem der internationalen Donauschiffahrt und der Donaukontrolle widersetzte sich Rumänien leidenschaft lich den österreichisch-ungarischen Absichten. In der Frage der Grenzzölle und Grenzabschließung waren die Gegen sätze weniger prinzipieller Natur, griffen über dafür tiefer in das Wirtschaftsleben des Volkes ein. Dazu kam die Agitation für politische Autonomie iber Rumänen in Un garn, besonders in Siebenbürgen, die in Rumänien eine irredentistifche Strömung schuf. Infolge dieser verschiedenen Gegensätze ist es 1881—1883, 1886, 1894, 1899 und schließ lich seit 1912 wiederholt zu heftigen Manifestationen gegen Ungarn und Oesterreich, auch gegen die Oesterreicher und Ungarn im Lande, gekommen. Man verkannte in Rumänien nicht, daß auch nach dem Rücktritt Andrassys immer wieder, noch 1914, einflußreiche Kreise in Wien sich zugunsten einer Verständigung mit dem Königreich Rumänien gegen eine intransigente Absperrungs und Magyarisierungspolitik Ungarns eingesetzt haben. Aber die Furcht, daß iber rumänenfeindliche Standpunkt in Wien überwiegen könne, blieb genährt durch die Behinderung der freien Donauschiffahvt in Ungarn, gegen die Rumänien (mit Rußland, Frankreichs Bulgarien) noch nach der Regu lierung am Eisernen Tor 1899 vergebens protestierte, und vor allem durch die antirumänische österreichisch-ungarische Zollpolitik, die 1908 zwar formell aufgegeben wurde, abier schon 1913, während des ersten Balkankrieges, in österrei chisch-ungarischen Versuchen zur Gründung einer Art Zoll union wieder aufzuleben schien. Die rumänische Regierung hatte sich während dieser ganzen Zeit und gerade im Balkan konflikt 1912—1913 der kräftigsten diplomatischen Unter stützung durch Oesterreich-Ungarn zu erfreuen. Aber die Rumänen behielten ibas Empfinden, daß Oesterreich-Ungarn mit diesem freiwilligen Entgegenkommen eine mindestens wirtschaftliche Abhängigkeit Rumäniens erkaufen wolle.