7 >. Der Streitstand Oppenheimer-Moellendorf. Der uralte wissenschaftliche Kampf um die Grenzen der Staatstätigkeit auf wirtschaftlichem Gebiete ist in ein neues Sta dium getreten. Nachdem die Praxis von vier Kriegsjahren daran gearbeitet hat, die freie deutsche Volkswirtschaft in eine zwangs läufige Staatswirtschaft umzuwandeln, wendet sich sseit einiger Zeit, in immer umfassenderer Weite und wachsender grundsätzlicher Be stimmtheit die Wirtschaftswissenschaft diesem Werke der Praxis zu, um aus ihm neue Klarheit über Sinn und Wesen der Antithese „Wirtschaftsfreiheit—Wirtschaftszwang" zu gewinnen. Für „freie Wirtschaft" kämpft neben den Vertretern des gewerblichen und kommerziellen Unternehmertums auf theoretischem Boden ins besondere Franz Oppenheimer, für „Zwangswirtschaft" Rathenau, Moellendorff, Iaffe 1 u. a., darunter z. B. Vertreter des Arbeiter standpunktes. Zu besonders lehrreichem Austrag ist der Streit letzthin zwischen Oppenheimer und Moellendorff gelangt? 1. Übereinstimmung der Ziele. Zur Klärung des Streitstandes sei festgestellt, daß nicht um das Ziel der Wirtschaft gestritten wird. Beide Teile verbindet die gleiche ethische Grundlegung der Wirtschaftsauffaffung, die * 2 Vermerk: Die im Sommer 1918 beendete Arbeit hat die Umwäl zungen der letzten Zeit nur zum Teil berücksichtigen können. ' Vgl. besonders seinen Aufsatz über Monopole in der „Neuordnung der deutschen Finanzwirtschaft", im Aufträge des Vereins für Sozialpolitik herausgegeben von Leinrich Lerkner, München u. Leipzig 1918. 2 Oppenheimer, Freier Lande! und Genossenschaftswesen, Lest 4 der vom Zentralverbande des Deutschen Großhandels herausgegebenen Leftfolge „Der Großhandel und die Deutsche Volkswirtschaft", Berlin 1918. Darauf Moellendorf in Nr. 124 der Norddeutschen Allg. Zeitung, hierauf wieder Oppenheimer in Nr. 139 derselben Zeitung.