Die ethische Grundnote Mvellendorffs und Rathenaus. Die Nachfolge Mvellendorffs und Rathenaus auf manche« Wegen des Merkantilismus hat der ökonomischen Erkenntnis viele kritische Klärung gebracht. Grundsätzlich begrüßen wir eine Wirt schaftslehre, die aus der Verbindung von Anschauung und Idee erwachsen ist. Die Bekämpfung der von Moellendorf und Rathenau eingeschlagenen Wege darf nun aber nicht der ver suchlichen Auffassung erliegen, als strebten sie eine Erziehung der Individuen zum Staatsbürgertum an, wie sie Kants „Ideen zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" ent sprechen würde? Zwangssyndizierung und Normierung des Lebens durch Mehrheitsbeschlüsse stehen außerhalb einer Philosophie, die uns die metaphysische Würde und Eigenberechtigung der Einzel menschen wie ihrer Gemeinschaften begreifen lehrte. Die höchste dieser Verbindungen, der Staat, soll ihre Glieder zur sittlichen Freiheit, d. h. in den Gleichgewichtsstand der Willküren geleiten; kein Erziehungsmittel aber gewährt Kant ihr, dessen Anwendung unterblieben wäre, wenn sie aus freiwilligem Vertrage ihrer Glieder entstanden wäre. Darum müssen wir uns gerade im Namen Kants und mit allen Waffen der Vernunft und Urteilskraft, die seines Geistes Erbe sind, wehren gegen das uns zugedachte Glück, dessen Schöpfer der Zwang, dessen Erhalter die Bedrohung sein soll. Die Parole der Wirtschaft darf nicht lauten: „Alles durch den Staat", wenn sie ihre Glieder dazu führen will, „alles für den Staat" zu leisten. 11. Die Entwicklung der wirtschaftlichen Selbstverwaltung; ein Ausblick. Dieses Ziel sehen wir der Wirtschaft in Übereinstimmung wohl mit allen Nationalökonomen, die in dieser Darstellung ge nannt worden sind. Soll die Wirtschaft es erreichen, so muß sie im Sinne Rudolf v. Iherings^ zum „adäquaten Gegenstück" ver- 1 Vgl. auch Kants Rezensionen der Äerder scheu „Ideen". - Zweck im Recht, volkstümliche Ausgabe, Bd. l, S. 112. 44