Vierter Teil. Weltwirtschaft und Handelspolitik. I. Weltwirtschaft. 1. Das Wesen der Weltwirtschaft. Von Paul Arndt. Arndt, Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft. 2. Ausl. Leipzig, B. G. Teubner, 1913. S- 1—3. Die Weltwirtschaft ist eins der größten Wunderwerke menschlichen Scharfsinns, menschlicher Geschicklichkeit und menschlicher Kühnheit, ein überaus kunstvolles, fein gegliedertes und in seiner riesenhaften Größe kaum übersehbares Gebilde. In der Weltwirtschaft vereinigen sich Millionen und Millionen Menschen zu gemeinsamer Arbeit, Millionen verschiedener Abstammung, verschiedenen Glaubens, verschiedener Kultur. Es ist ein gewaltiges Schaffen teils füreinander, teils gegeneinander, an scheinend planlos, in Wirklichkeit sehr wohl ausgedacht, auf den Erfahrungen von Jahrhunderten begründet. Schon vor hundert Jahren haben die Wunder des damals noch so bescheidenen Weltverkehrs den Dichter gefesselt: „Fern auf der Reede ruft der Pilot, es warten die Flotten, Die in der Fremdlinge Land tragen den heimischen Fleiß: Andre ziehn frohlockend dort ein mit den Gaben der Ferne, Hoch von dem ragenden Mast wehet der festliche Kranz. Siehe, da wimmeln die Märkte, der Kran von fröhlichem Leben, Seltsamer Sprachen Gewirr braust in das wundernde Ohr. Auf den Stapel schüttet die Ernten der Erde der Kaufmann, Was dem glühenden Strahl Afrikas Boden gebiert. Was Arabien kocht, was die äußerste Thule bereitet, Hoch mit erfreuendem Gut füllt Amalthea das Horn." Unzählbar und äußerst kunstvoll verschlungen sind die wirtschaftlichen Fäden, Welche die ganze Erde überziehen. Der ungeschulte Geist, der nur einen kleinen Tell des Netzwerkes wahrnehmen kann, der nicht sieht, wo es angefertigt und wie es in Bewegung gesetzt wird, fühlt sich ihm gegenüber oft fassungslos und bedrückt. Ge heimnisvoll und launenhaft erscheint ihm die Macht, die das riesenhafte volks- und weltwirtschaftliche Getriebe regelt, die oft unerwartet fegen- oder unheilbringend in das wirtschaftliche Leben des einzelnen Menschen und der Völker eingreift.