8 Ingenieur, der auf derartig vielen Gebieten sach verständig sein kann. Der Stand der Technik in den einzelnen Fachgebieten ist heute derartig hoch, dass schon recht reiche Kenntnisse und Erfah rungen notwendig sind, um auch nur in einem Fachgebiet auf der Höhe zu sein und zu bleiben. Aus Anfragen der Exporthäuser an Maschinen fabriken ergibt sich häufig, dass der anfragende Exporteur selbst sich nicht die geringste Vor stellung von dem machen kann, was eigentlich von dem fraglichen Interessenten benötigt wird. Die Folge ist dann, dass Anlagen geliefert werden, die zufolge ungenauer Aufnahmen an Ort und Stelle nicht befriedigen und still gelegt werden, weil die Besitzer nicht in ihnen ihre Rechnung finden können. Andere, die vielleicht auch Geld für derartige Anlagen hergegeben haben, sind dann entmutigt und lassen die Hände von tech nischen und industriellen Unternehmungen selbst in aussichtsreichen Gebieten fort. Der Mangel an sachverständigen Vertretern hat ja bekanntlich die Grossindustrie veranlasst, eigene Vertreter ins Ausland zu senden und Filial- büros, wo irgendmöglich, selbst einzurichten. Sie machen sich von den Exporteuren ganz unab hängig. Die Unterhaltung eigner Auslandsver tretungen mit Fachingenieuren und kaufmän nischem Personal erfordert aber so grosse Geld mittel, dass schon den mittleren Fabrikanten dieser aussichtsreichste Weg verschlossen wird. Sie bleiben auf die Exporthäuser angewiesen, die aber leider in aller erster Linie den Preis ent scheiden lassen und oft nicht in der Lage sind, überhaupt zu prüfen, welches Angebot nun die bestgeeignete Ausführung wirklich enthält. Von besonderer Bedeutung für die mittleren Firmen, die zum Export streben, ist der Zu sammenschluss mehrerer Fabriken zur Export vereinigung im Fachgebiet als Organisation, die sich die Aufgabe stellt, die Aussendung von Fach ingenieuren in das Ausland zu ermöglichen. Diese erhalten dann die erforderliche Unter stützung, die Orientierung über die Kreditver hältnisse von interessierten Export- und Import häusern, die auch die Ueberschreibung der Auf träge und das Delcredere übernehmen. Die von der Exportvereinigung des einzelnen Fachgebietes ausgesandten Ingenieure sollen sich also gewisser- massen als beratende Ingenieure für die an sässigen Exportfirmen betätigen, die technische Pionierarbeit leisten, um die Entwicklungsmög lichkeit industrieller Unternehmungen vom fach technischen Standpunkt zu erkunden, die Betriebs verhältnisse zu studieren und bei Montagen und Inbetriebsetzungen den Unternehmern an Hand zu gehen, vor allem auch bei Betriebsstörungen in nicht zu langer Zeit eingreifen zu können, um das Stillegen von Werken zufolge ihrer Hilflosig keit zu verhüten. Es handelt sich also nicht um die Ausschaltung der Exportfirmen, sondern im Gegenteil um die Aufgabe, die Exporteure, auf welche die mittleren und kleinen Firmen mangels Geld- und Export fachkenntnissen angewiesen sind und bleiben, bei der ausserordentlichen Verschiedenartigkeit unserer industriellen Produktion auch für die Vertretung einzelner Fachgruppen so leistung fähig zu machen, dass mittlere deutsche Firmen auch gegen finanziell stärkere und mit technischen Mitteln bislang besser ausgerüstete ausländische Konkurrenz sich exportfähig machen und so er halten können. Grossfirmen, die im Konkurrenzverhältnis stehen, zu einer Verständigung zu bringen, ist be kanntlich besonders im Maschinenbau ausseror dentlich schwer, fast unmöglich, es sei denn, dass investiertes Grosskapital zu seinem eignen Schutz einen Druck ausübt, um das Risiko zu beschränken. Es erfolgen dann Vertrustungen, wie wir sie ja auch im Qrossmaschinenbau kennen. Jede am Export bereits stärker beteiligte Gross firma fürchtet bei einem Zusammenschluss, dass ihre Entwicklungsmöglickheiten vielleicht be schränkt werden könnten, abgesehen von dem Ehrgeiz der leitenden Persönlichkeiten. Die Grossen wollen doch noch grösser werden! Man fühlt sich da allein schon am stärksten, weil man auf den Konkurrenten keine Rücksicht zu nehmen braucht, sich keine Dispositionsbeschränkungen auferlegen lassen muss. Anders ist es dagegen bei den mittleren Fabrikanten, die vielleicht hier und da mal Ansätze für eine Entwicklung des Exports gemacht haben oder erst im Anfang stehen. Um eine intensive und planmässige Be arbeitung ihres Exportes vornehmen zu können, dazu fehlt es ihnen an Personal, Zeit und Hilfs mitteln. Sie sind aber andererseis doch viel leichter als Grossbetriebe in der Lage, sich in einen Organisationsplan für die Aufteilung des Weltmarktgeschäftes zu fügen und für die Fa brikation bestimmter Maschinen des Fachgebietes und bestimmter Maschinengrössen, entsprechend dem Charakter ihres Betriebes, sich rationell ein zurichten, da sie ja erst in eine wirkliche Orga nisation hineinwachsen sollen und es auch noch können, ohne sich gegenseitig bereits bei Beginn durch vorhandene Beziehungen ins Gehege zu kommen. Was nun das Offertwesen anbetrifft, so sind heute die für den Export besonders ein gerichteten Grossbetriebe derart vorbereitet, dass sie in der Lage sind, die für das Ausland be stimmten Angebote in Bezug auf die Sprache, die Masse und die Aufmachung so auszurüsten, dass sie nicht nur von den Empfängern auch wirklich gelesen und verstanden werden können, sondern auch ausländischen Konkurrenzangeboten in jeder Weise ebenbürtig, ja oft noch überlegen sind durch gründlichere und sorgfältigere Bearbeitung und geschmackvollere Aufmachung. Anders liegt es bei den mittleren Firmen, die für den Export meistens nicht mehr haben, als einen schlecht übersetzten Prospekt, während fremdsprachliche