9 Betriebs- und Montagevorschriften, Kolliverzeich nisse gänzlich fehlen. Heute betrachten noch viele Fabrikanten den Weltmarkt als die grosse Absatzreserve, auf die sie nach Belieben zu jeder Zeit zurückgreifen können, wenn der Absatz im Inland für sie nachlässt. Das ist schon zutreffend, wo es sich um den Ver kauf von Kohle, Roheisen, Halbzeug usw. handelt. Im Maschinenbau jedoch, wo es sich sehr oft um Anlagen handelt, wo Projekte und Montagen er forderlichsind, bedarf die Ausnutzung der grossen Absatzreserve doch einer sehr sorgfältigen, vor bereitenden Bearbeitung. Bei dem Zusammen schluss von Fabrikanten des Fachgebietes stellt sich nun allerdings ein Hindernis in den Weg, und das ist die konstruktive Verschiedenheit in der Ausführung der Einzelmaschinen. Es ist aber praktisch zu überwinden, wenn die Vereinigung die Normalisierung einzelner Maschinen, wie sie sich speziell für den Export eignen, in Bezug auf Teilbarkeit beim Transport etc. falls erforderlich, in die Hand nimmt. Die Exportvereinigung des Fachgebietes gibt ihre eignen Exportkataloge heraus, nach denen die Reiseingenieure im Aus land in Verbindung mit den der Vereinigung an geschlossenen Exporthäusern verkaufen, und die dieGrundlagefürdie Projektbearbeitungen bilden. In dem Zustandebringen dieser Exportnormal kataloge liegt natürlich der Schwerpunkt für die Gründungsmöglichkeit derartiger Exportver einigungen im Fachgebiet. Die Fabrikanten, die sich zu diesem Zweck vereinigen wollen, haben eine technische Kommission aus ihren Oberin genieuren zu bilden, die sich dahin verständigen, wie nach Leistungsfähigkeit und Grösse der einzelnen Betriebe die Ausführung der für den Export von dem Verkaufsbüro bestellten Ma schinen verteilt werden soll. Dieses Ziel ist be festem Willen, eine Exportvereinigung zu schaffen, praktisch erreichbar. Die Exportvereinigung in Form einer Gesellschaft m. b. H. entwirft einen Plan für die Bearbeitung der einzelnen Absatz gebiete und tritt mit Exporthäusern in Beziehung, die in den betreffenden Gebieten bereits ausge dehnte Verbindungen besitzen. Zur Herstellung der Interessengemeinschaft übernehmen diese Ex porteure dann auch Anteile der Exportvereinigung, während die Kosten für die Aussendung der Fach ingenieure je nach den Verhältnissen vielleicht auch von den Exporthäusern mitgetragen werden. Die zielbewusste und planmässige Bearbeitung der Absatzgebiete mit der Unterstützung von Fach ingenieuren wird genügend Arbeit bringen können, um ev. in Uebersee dauernd Monteure beschäftigen, Reparaturwerkstätten einrichten und Ersatzteile für schnelle Hülfe an Lager halten zu können. Diese Vorteile sind aber so bedeutend, dass solche Lieferer sich überall bei den Ab nehmern in bevorzugte Stellungen bringen. Wenn wir heute lesen, dass in Frankreich ein Konzern mit 5 Milliarden für die wirtschaftliche Durchdringung von Südamerika gegründet worden ist, wenn wir erfahren, wie die ameri kanische Industrie mit Zielbewusstheit dauernd rüstet, um mit grossem Kapital und glänzenden organisatorischen und technischen Hilfsmitteln an die Eroberungdes Weltmarktes herantritt, dann sollte es bei den tatsächlich vorhandenen Gefahren auch den deutschen Industriellen zur Gewissheit werden, dass auch sie sich rühren und nach Or ganisationen suchen müssen, die sich in An passung an unsere eigentümlichen deutschen Pro duktionsverhältnisse schaffen lassen. Oegenwarts- und Zukunftsarbeit im industriellen Qrossbetrieb E ine unserer grössten und ältesten Maschinen fabriken hat in ca. 10 Jahren mehr als ein Dutzend Direktoren gehabt. Dieser häufige Wechsel der Direktoren ist aber nicht eine Einzel erscheinung, sondern typisch, und es dürfte loh nend sein, hier einmal eine Statistik aufzustellen. Der Betrieb der wirtschaftlich selbstständigen Persönlichkeit und der Betrieb in Gestalt der un persönlichen kapitalistischen Gesellschaft mit einem oder mehreren Direktoren an der Spitze, weist ganz erhebliche Unterschiede auf in Bezug auf die Tendenz, Gegenwartsarbeit oder Zukunftsarbeit zu leisten; ebenso ist die Stellung der Arbeiter und Angestellten in beiden Betriebsformen erheblich verschieden. Der Direktor einer Gesellschaft, von dem die Aktionäre möglichst hohe Dividenden erwarten, muss alle Ausgaben für die Zukunft, soweit es irgend möglich ist, unterlassen, da sie ihm an dem Gewinnerträgnis der Gegenwart fehlen würden und für seine Brauchbarkeit, sowie als Masstab seiner Tüchtigkeit, vorwiegend die Oegenwartsdividende massgebend ist. Im wirt schaftlichen Einzelbetrieb ist es erheblich anders, denn der Fabrikbesitzer ist fremden Personen keine Rechenschaft schuldig über die Richtlinien, die er in seiner Geschäftsführung verfolgt. Er kann vorausschauen, kann Vorarbeiten und In vestierungen vornehmen, die sich vielleicht erst nach einem Jahrzehnt rentieren werden, z. B. für das Ueberseegeschäft, dessen Bearbeitung oft viele Jahre systematischer Propaganda und Pionierar beit erfordert, auch für Erfindungen usw. Selbst verständlich haben wir auch Grossbetriebe, die in der Lage sind, auf Jahre hinaus vorzuarbeiten, die