12 Umstände wirken auf den Ertrag ein, und man wird deshalb immer mit einem Durchschnitts-Gewinn zu rechnen haben. Wieviel Jahre zur Be- rechnung des Durchschnitts herangezogen werden sollen, darüber läßt sich eine Formel nicht aufstellen. Vielfach ist man geneigt, den Durch- schnitt der letzten drei Jahre als einen maßgeblichen anzusehen, wie das z. B. unser Steuergesetz bezüglich des Einkommens der Kaufleute tut. Man begegnet auch wohl der Ansicht, daß nicht die letzten drei Jahre maßgeblich zu sein brauchen, daß man vielmehr aus den letzten fünf Jahren das beste und schlechteste ausscheiden und den Durch- schnitt aus den verbleibenden drei Jahren ziehen solle. Vielleicht ist es’ sogar noch richtiger, den Durchschnitt aus einer Zahl von fünf oder sechs Jahren zu ziehen. Wofür man sich in einem konkreten Fall entscheiden soll, wird in der Hauptsache vom Gefühl abhängen; eine feste Regel möchte ich dafür nicht aufstellen. Es dürfen auch nicht ohne weiteres ungünstige Schlüsse aus dem Umstande gezogen werden, daß etwa die letzten Jahre schlechtere Erträge als die vorangegangenen geliefert haben. Vielleicht sind durch besondere Umstände größere Unkosten entstanden, z. B. durch Krank- heit des Besitzers, durch einen außergewöhnlichen Verlust und dergl., die aller Wahrscheinlichkeit nach in Zukunft nicht eintreten werden. Nehmen wir nun an, wir wären vollständig im klaren darüber, daß über Kapital -Verzinsung und Vergütung der Arbeitskraft des Käufers hinaus ein Reingewinn aus dem Geschäftsbetriebe erzielt würde, und wir wären uns auch klar über die Höhe dieses Gewinns. Wir würden dann uns zu entscheiden haben, wie hoch der Wert des Geschäfts auf Grundlage der gewonnenen Ziffer anzusetzen, zu kapi- talisieren ist. Man hat darüber sehr gelehrt klingende Formeln aus- geklügelt*); ich will Sie nicht damit behelligen, weil sie ganz wertlos sind. Das geht schon daraus hervor, daß jeder den Wert seiner Arbeitskraft nach eigenem Maßstabe abschätzt, aber Sie werden gleich sehen, daß auch noch ein anderer Punkt rein nach subjektivem Er- messen bewertet wird. Derjenige, der ein Geschäft kaufen will, wird in vielen‘ Fällen befähigt und imstande sein, ein Geschäft neu zu gründen. Diese Neugründung macht viel Arbeit; sie erfordert auch einen gewissen Kapitalaufwand dadurch, daß ein neues Geschäft in der ersten Zeit gewöhnlich nur wenig Ertrag liefert und vielleicht nicht einmal die Kosten der Lebenshaltung des Inhabers einbringt, ja, vielleicht über- haupt einige Jahre mit Verlust abschließt. Mancher sagt sich deshalb, daß er das Risiko, das mit: der Gründung eines neuen Geschäfts ver- *) Dr. Hertel in der „Handels-Akademie“ (Dr. Huberti) IX, Heft 18, S. 277. — Dicksee, S. 71. — Langelaar in De Accountant, Juni 1912, der Dicksee’s Regeln und eine „Brussel’sche Formel“. bespricht.