95 Ladung dort löschen müssen. Das sind Verhältnisse, deren Vor bedingungen menschlicher Beeinflussung kaum zugängig sind. Anders aber ist es mit einigen sehr widrigen Gründen, die nicht in Naturverhältnissen ihre Erklärung und Entschuldigung finden, sondern persönlich sind. Hier ist eine Änderung sehr wohl möglich, und wenn sie erfolgt, dann — nach Abstellung dieser Übelstände also — darf eine gedeihliche Fortentwicklung mit Sicherheit erwartet werden. Der gewichtigstedieser korrigierbaren persönlichen Gründe, der ihr bisher hemmend entgentrat, liegt im Charakter des Bremers selbst. — Der ebene, schwere Boden, auf dem er wohnt, die graue, schwere Luft, die ihn umgibt, sind auf die Ausbildung des Wesens des Bewohners der »Wasserkante« nicht ohne Einfluß geblieben, ja man darf sie als sef^e Hauptbildner ansprechen. Eine gewisse geistige Schwere, eine Langsamkeit und Behäbigkeit ist dem Nieder sachsen angeboren. Diese Eigenschaften haben ihr Gutes insofern, als Nervosität fast unbekannt ist und kaltes Blut und rücksichts lose Energie die Durchführung einmal unternommener Pläne ver bürgen; sie haben aber auch ihre schlechten Seiten, denn sie arten leicht zur Gleichgiltigkeit aus. Allerdings liegt auch Hamburg unter demselben Himmel, doch kann man dem Hamburger nicht absprechen, daß er beweglicher, rühriger ist als der Bremer. Ich gehe nicht soweit wie Sombart (in seinem Aufsatze über den Anteil der Juden am Aufbau der modernen Volkswirtschaft im Februar heft der_|Äij||en Rundschau«), das Emporblühen Hamburgs in erster—Islj^^Bdem größerem Zuzug von Juden zuzuschreiben. Doch bin ctacfP ich der Meinung, daß der größere Einschlag heimatfremden Blutes bei Hamburg nicht ganz ohne Einfluß gewesen ist. Jedenfalls ist die größere Rührigkeit und lebhaftere Geschäftstätigkeit der Hamburger Kaufmannschaft eine nicht weg zuleugnende Tatsache. Bremen ist in mancher Beziehung kleinlich und kleinstädtisch geblieben. Die alten, reichen Kaufmannsge schlechter halten sich von jeder N euerung ängstlich fern, treiben Inzucht und ruhen auf den ererbten Geldsäcken aus. Von einem taten frohen Vorwärtsdrängen, von einem Erobernwollen fremder Gebiete ist im allgemeinen wenig zu bemerken: es ist ja bequemer, das Erworbene einfach zu behalten, sich auf die Pflege persönlicher Beziehungen, die vom Vater auf den Sohn vererbt werden, zu beschränken. Man kommt nicht aus den altgewohnten Gleisen heraus und merkt nicht, daß die Technik täglich neue Bahnen schafft, die den, der sich ihrer bedient, schneller zum Ziele führen. Früher