Chloressigsäure 81 Chlorsäure Chloressigsäure. Durch Einwirkung von Chlor auf Essigsäure entstehen drei verschiedene Ch., von denen die Monochloressigsäure Kristalle Vom Schmelzpunkte 62° und vom Siedepunkte 186° bildet, während die Dichloressigsäure eine unter o° erstarrende Flüssigkeit vom Siede punkte igo° und die Trichloressigsäure eine bei ss° schmelzende und bei 195 0 siedende kri stallinische Masse darstellt. Die Monochlor essig- saure hat durch ihre Verwendung zur Herstellung des künstlichen Indigos hohe Bedeutung erlangt. Die Trichloressigsäure wird in der Medizin als starkes Ätzmittel, besonders bei Nasen- und Ohrenleiden, angewandt. Chlorjod (Jodchlorid, lat. Jodum chloratum), eine Verbindung von Chlor und Jod, JC1 3 , wird als Antiseptikum benutzt. Chlorkalk (Bl eichkalk, Kalziumhypochlo- r it, lat. Calcaria chlorata, Calcium hypochloro- sutn, Calcaria oxymuriatica, frz. Hypochlorite de chaux, Chlorure de chaux, engl. Chloride of lime, Bleaching powder) wird dargestellt, indem man Chlor über flach ausgebreiteten, mit Wasser zu Pulver gelöschten Kalk leitet, bis kein Chlor Wehr aufgenommen wird. Das erforderliche Chlor 'vird neuerdings vielfach durch Elektrolyse von Kochsalz gewonnen. Ch. ist ein weißes trocknes Pulver von eigentümlichem, chlorähnlichem Ge r uch, welches sich in Wasser nur teilweise löst. Die Konstitution steht noch nicht völlig fest, Jedoch ist wahrscheinlich, daß nicht eine ein heitliche Verbindung, sondern ein Gemenge von Kalziumchlorid, Kalziumhydroxyck und Kalzium- “xychlorid vorliegt. Die beim Behandeln mit Wasser entstehende Lösung enthält jedenfalls Jwben Kalziumchlorid auch Kalziumoxychlorid. Der Handelswert des Ch. richtet sich nach sei nem Gehalt an wirksamem Chlor, d. h. der- Jenig en Chlormenge, welche durch verdünnte bäuren in Freiheit gesetzt wird. Guter Ch. ent hält 33—36% aktives Chlor, während im Handel ®ft Sorten mit 20% und weniger Vorkommen, ^ußer durch den Prozentgehalt an Chlor drückt den Wert bisweilen auch in französischen Graden (nach Gay-Lussac) aus, welche die aus 1 kg Ch. zu entwickelnde Menge Chlor in Litern atl Seben. So sind 2. B. 63 französische Grade 20,02 0/0; ioo° = 31,780/0; 114 0 = 36,22% aktives Chlor. Der Ch. wird zum Bleichen von Baumwolle, Leinen und Papier, ferner zur Her- Stellung von Chloroform und als Desinfektions- tWttel in großer Menge verbraucht. Der Versand ?T* 0 lgt in Fässern aus stark ausgetrocknetem ^olze, die trocken, kühl und dunkel aufbewahrt erden müssen. Aus der Luft zieht Ch. sonst Weht Feuchtigkeit und Kohlensäure an, und Sonnenlichte zersetzt er sich, bisweilen unter *Plosionserscheinungen. •j,Ghlorkohlenstoff (Tetrachlorkohlenstoff, ®trachlormethan, Kohlenstofftetrachlo- chl - lat ' Garboneum tetrach’.oratum, frz. Tetra- loride de carbone, engl. Carbon Tetrachlorid), c jG*4. kann als Methan aufgefaßt werden, in wel- e W sämtliche vierWasserstoffatome durch Chlor c set zt worden sind. Ch. wird durch Einleiten von g , 0r m Chloroform oder durch Behandlung von et awefe lkohlenstoff mit Chlor bei Gegenwart von farM $ (tmuerdings Eisen) dargestellt als eine “tose schwere Flüssigkeit vom spezifischen -tt r r c k s Warenlexikou. Gewicht 1,600, welche bei 77° siedet und bei — 25 0 fest wird. Die nur schwer entzündliche Flüssigkeit besitzt ein hohes Lösungsvermögen für Fette, Harze und Balsame und findet daher als Extraktionsmittel an Stelle des teuren Chloro forms und des feuergefährlichen Benzins in der chemischen Großindustrie und Wäschereien in steigendem Maße Anwendung. Der Preis für 1 kg beträgt etwa 1,25 M. Chlorodont, eine Zahnbleichcreme aus dem Laboratorium „Leo“ in Dresden, besteht nach C. Griebel aus Bimssteinpulver, Kalziumkarbo nat, Seife, Glyzerin sowie Kaliumchlorat. Chloroform (Formylchlorid, Trichlor- methan, lat. Chloroformium, frz. Chloroforme, engl. Chloroform) wird in der Weise hergestellt, daß man bestimmte Mengen von Alkohol, Chlor kalk und Wasser bei gelinder, 58—63'* nicht übersteigender Wärme mit Dampf destilliert. Das übergegangene schwere Öl wird von der darauf schwimmenden alkoholisch-wäßrigen Schicht ab gelassen und zuerst mit Sodalösung, darauf mit Schwefelsäure und Wasser gewaschen. Eine andere Methode beruht auf der Destillation von Roh-Azeton mit Chlorkalk und Wasser sowie neuerdings auf der Elektrolyse alkoholischer Kalziumchloridlösung, Für medizinische Zwecke geeignetes, besonders reines Ch. erhält man durch Zersetzung von Chloral mit Ätzkali oder durch Ausfrierenlassen von technischem Ch. bei —75° (Ch.-Pictet). Ch., CHC1 S , ist eine farblose, äthe risch riechende Flüssigkeit von süßlich brennen dem Geschmack, welche bei 63° siedet, das spez. Gew. 1,500 bei 15° besitzt und sich nicht in Wasser löst. Dagegen mischt es sich mit Alkohol und Äther und bildet ein ausgezeichnetes Lö sungsmittel für fette und harzartige Körper, Alka loide, Kautschuk, Brom, Jod, Phosphor und viele organische Verbindungen. Zu seinem Nach weis bedient man sich der Nitrilreaktion, indem beim Erwärmen von Chloroform mit Anilin und Kalilauge der intensive Geruch nach Isonitril auftritt. Das für medizinische Verwendung be stimmte Ch. muß in erster Linie völlig säurefrei sein und daher zur Vermeidung von Zersetzun gen im Dunkeln aufbewahrt werden. Ein ge ringer Alkoholgehalt von 1% ist zur Erhöhung der Haltbarkeit erlaubt. Ch. wird äußerlich im Gemisch mit Öl und Salben zu Einreibungen gegen Rheumatismus verordnet und stellt außer dem das wichtigste Mittel zur Erzeugung von Narkosen dar. Die Technik benutzt es als Lö sungsmittel. Chlorophyll (Blattgrün), der grüne Farbstoff der Blätter, in welchen es, gemischt mit gelbem Xanthophyll, in Form kleiner Körner an Ei weiß gebunden, vorkommt. Durch Extraktion grüner Pflanzenteile (Kohl, Nesseln) mit alka lischem oder ammoniakalischem Alkohol wird das Ch. in Form einer Lösung erhalten, aus der man es durch Behandlung mit Benzol in eine reinere Form überführt, die entweder im Gemisch mit Fetten (öllösliches Ch.) oder als Lösung (sprit- und wasserlösliches Ch.) zum Färben von Wachs, Seifen und Nahrungsmitteln in den Handel kommt. Chlorsäure (lat. Acidum chlorosum, frz. Acide chloreux, engl. Chlorous acid), HC10 S , ist nicht in freiem Zustande, sondern nur in Form ihrer 6