Gallussäure 133 Geilnauer Quelle Gallussäure (lat. Acidum gallicum, frz. Acide gallique, engl. Gallic acid) findet sich im Tee, Divi-Divi und zahlreichen Pflanzen als ein Zer setzungsprodukt und ständiger Begleiter der Gerbsäure, aus der sie durch einfache Abspaltung von Kohlensäure entsteht. Zu ihrer Darstellung wird ein Galläpfelauszug, eine Tanninlösung oder auch ein Brei von Galläpfelpulver und Wasser unter öfterem Umrühren der Einwirkung der Luft und sich ansiedelnder Schimmelpilze über lassen, bis eine herausgenommene Probe mit Leimwasser keinen Niederschlag mehr erzeugt, die heiß abfiltrierte Lösung mit Kohlenpulver eingedampft und der Rückstand mit Alkohol extrahiert. Ein anderes Verfahren beruht auf der Umwandlung von Tannin oder Gerbsäure durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure oder Kali lauge. Synthetisch kann sie durch Behandlung von Dijodsalizylsäure mit Kalilauge gewonnen werden. Die G, bildet in reinem Zustande feine weiße Nadeln, die anfangs schwach sauer, später zusammenziehend schmecken und in kaltem Was ser und Äther schwer, in heißem Wasser und Alkohol leicht löslich sind. Die wäßrige Lösung wird zum Unterschied von Gerbsäure durch Leim oder Eiweiß nicht gefällt, durch Eisenchlorid aber dunkelblau-violett gefärbt. Mit wenig Kali lauge entsteht eine Grünfärbung, die auf Säure zusatz in Purpurrot umschlägt. Beim Erhitzen auf 2oo° geht die G., in chemischer Hinsicht Trioxybenzoesäure, C 6 H 2 (OH) 3 COOH,unter Abspaltung von Kohlensäure in Pyrogallol über, zu dessen Darstellung sie benutzt wird. Ihrer wichtigsten Eigenschaft, dem Reduktionsver mögen gegen Metallsalze, verdankt sie ihre viel fache Anwendung in der Photographie. Gamander (Bathengel, lat. Herba chamae- dryos, frz. Plante fleurie de germandröe, engl. Germander)', ein nur noch selten vorkommender Artikel des Drogenhandels, besteht aus dem ge trockneten, aromatisch riechenden und bitter schmeckenden Kraute einer in Süddeutschland und der Schweiz wachsenden Labiale, Teu- crium Chamaedrys, das in der Volksmedizin als blutreinigender Tee verwandt wird. Garantol, ein Eikonservierungsmittel, besteht lediglich aus gelöschtem Kalk. Garneelen (Granaten, Garnaten, frz. Cre- vettes, engl. Shrimps) sind kleine Krabben oder Krebschen, von denen allein in den europäischen Meeren über 90 Arten verkommen. Die gewöhn lichste derselben: Crangon vulgaris, ein seit lich zusammengedrücktes, fleischfarbiges und völ lig durchscheinendes Tier, lebt im seichten Küstenwasser rings um England, an der franzö sischen und Nordseeküste in unerschöpflicher Menge und wird fast das ganze Jahr hindurch täglich lastenweise aus dem Meere geschöpft, ohne daß sich eine Abnahme zeigt. Die gefan genen Tiere werden sogleich nach dem Landen in Salzwasser abgekocht und vertragen dann fi inen Versand ins Binnenland, müssen aber schnell verbraucht werden. Die in letzter Zeit ■n Büchsen konservierten Krabben wurden meist durch Zusatz von Borsäure haltbar gemacht, doch ist die Zulässigkeit dieses Verfahrens von den medizinischen Sachverständigen mehrfach Gestritten worden. Die unverkäuflichen G. wer den auch zu Dünger verarbeitet, geröstet und ge pulvert (Granatguano). Gaultheriaöl (Wintergrünöl, lat. Oleum gaultheriae, frz. Essence de Gaultheria, engl. Oil of Wintergreen), ein aus Nordamerika zu uns kommendes ätherisches Öl, wurde früher ausschließlich aus der zu den Heidearten ge hörigen immergrünen Kriechpflanze Gaultheria procumbens, die besonders im Staate Neu- lersey angebaut wird, in Menge von etwa 0,7% gewonnen. In gereinigtem Zustande ist es fast •farblos, gewöhnlich aber gelb oder rötlich ge färbt, schwerer als Wasser, 1,180—1,193, und von durchdringendem Geruch und würzigem Ge schmack. Ein mit diesem nahezu identisches öl wird aus der Rinde einer nordamerikanischen Birke, Betula lenta, gewonnen. Das in ge reinigtem Zustande farblose, meist aber gelb oder grünlich gefärbte Öl vom spez. Gew. 1,17 und durchdringend aromatischem Geruch und Geschmack besteht zum größten Teil aus Sali zylsäuremethylester, welcher auch künstlich aus Salizylsäure und Holzgeist hergestellt wird. Es findet bei uns Anwendung zum Parfümieren von Seifen sowie in der Medizin gegen Rheuma^ tismus, und ist in dunklen Flaschen vor Licht geschützt aufzubewahren. Geheimmittel. Der Verkehr mit G., d. h. zur Heilung oder Verhütung menschlicher oder tie rischer Krankheiten bestimmter Präparate von geheim gehaltener Zusammensetzung ist im Inter esse der Volks Wohlfahrt gewissen Einschrän kungen unterworfen. Nach der Verordnung des Bundesrates müssen die Gefäße und Umhüllun gen der besonders namhaft gemachten G. eine Aufschrift mit dem Namen des Mittels, des Ver fertigers und des Verkäufers sowie dem Abgabe preise tragen, hingegen dürfen Anpreisungen auf diesen Umhüllungen nicht angebracht oder beim Verkaufe des Mittels verabfolgt werden. Die öffentliche Anpreisung der Mittel ist verboten. Bezüglich der weiteren, für Apotheker geltenden Bestimmungen sowie der Namen der betreffen den Mittel selbst muß auf die Verordnung verwiesen werden. Am 14. Juli 1903 hat das Sächsische Ministerium des Innern weiter die Ankündigung aller Mittel zur Verhütung, Linde rung oder Heilung von Menschen- oder Tier krankheiten verboten, wenn den Mitteln über ihren wahren Wert hinausgehende Wirkungen beigelegt werden, oder das Publikum durch die Art ihrer Anpreisung irregeführt oder belästigt wird, oder wenn die Mittel Gesundheitsstörungen hervorzurufen vermögen. Geilnauer Quelle von Geilnau a. d. Lahn in Nassau besitzt nach der Analyse von R. Fre senius (1857) folgende Zusammensetzung für 1000 Gewichtsteile; 1,0602 g Natriumbikarbonat, Spur Lithiumbikarbonat, 0,0013 g Ammoniumbikarbo nat, 0,4905 g Kalziumbikarbonat, 0,0002 g Barium bikarbonat, Spur Strontiumbikarbonat, 0,3631 g Magnesiumbikarbonat, 0,0383 g Ferrokarbonat, 0,0046 g Manganoxydulbikarbonat, 0,0362 g Na triumchlorid, 0,0176 g Kaliumsulfat, 0,0085 g Natriumsulfat, Spur Aluminiumphosphat, 0,0004 g Natriumphosphat, Spuren Natriumborat und Ni trat. 9,0247 g Kieselsäure und 2,7866 g freie Kohlensäure.