Magnesia Magnesiumkarbonat 257 Magnesia (Talkerde, Bittererde, Magne siumoxyd), die Sauerstoffverbindung des in der Natur nicht gediegen verkommender! leichten Metalls Magnesium (s. d.), MgO, findet sich un verbunden nur sehr selten in der Natur, näm'.ich als Periklas und in Verbindung mit Wasser {Magnesiahydrat, Magnesiumhydroxyd) als Bruzit. Sie entsteht beim Verbrennen von Magnesium an der Luft und beim Glühen der meisten Magnesiumsalze, wie des Karbonats, Ni trats und auch des Sulfats. Die reine M. wird gewöhnlich durch Glühen der kohlensauren Magnesia (s. d.), und zwar sowohl der künst lich dargestellten M. alba als auch des natür lichen Magnesits dargestellt. Im ersteren Falle erhält man ein weißes, äußerst lockeres und leichtes Pulver, das geruchlos und geschmack los ist, sich in Wasser nur spurenweise löst und nur im elektrischen Ofen schmilzt. Dieses Er zeugnis führt im Handel den Namen gebrannte M. (lat. Magnesia usta, frz. Magnösie calcinöe, engl. Magnesia levis) und findet ebenso wie das Magnesiahydrat (Magnesiumhydroxyd, lat. Magnesium hydricum) in der Pharmazie als Gegengift bei Arsenikvergiftung und als gelindes Abführmittel Anwendung. Man muß es in gut verschlossenen Gefäßen aufbewahren. Die durch Glühen des Magnesits erhaltene, weniger lockere M. wird in der Technik zur Herstellung von Magnesiazement (s. d.) und als Mittel zur Ver meidung des Kesselsteins benutzt. Magnesiamixtur, ein zum Nachweis und zur Bestimmung der Phosphorsäure viel benutztes Reagens, besteht aus einer Lösung von 11 g Mag nesiumchlorid und 14 g Ammoniumchlorid in 130 g Wasser, der 70 g Salmiakgeist zugesetzt worden sind. Magnesiazement. Mit diesem Namen belegt man eine Masse, die durch Zusammenpressen von gebranntem Magnesit mit einer konzentrier ten Lösung von Chlormagnesium (30 0 B.) dar- gestellt wird, nach kurzer Zeit eine feste, harte Beschaffenheit annimmt und schon nach 24 Stun den die höchste Festigkeit erreicht. Der Magnesit darf für diesen Zweck nicht bei zu hoher Tempe ratur gebrannt sein. Die Erhärtung beruht auf der Bildung von Magnesiumoxychlorid, ähn lich wie bei der Sorelschen Masse, wel che aus Zinkoxychlorid besteht. Aus M. werden, meist unter Zusatz von Füllmaterial und Farb stoffen, verschiedene Gebrauchsgegenstände, wie Tischplatten, Fußbodenplatten u. dgl. hergestellt und unter dem Namen Kajalithwaren (s. d.) in den Handel gebracht. Auch hat man daraus Mühlsteine zum Entschälen des Getreides sowie, mit Schmirgelpulver gemengt, Schleifscheiben verfertigt. Die aus M. hergestellten Gegenstände sollen eine Druckfestigkeit von 500—1510 kg für den, Quadratzentimeter besitzen. Magnesit (Bitterspat, Magnesitspat,Talk spat), ein aus Magnesiurakarbonat bestehendes Mineral, bildet dichte, derbe, oft nierenförmige Massen von kryptokristallinischer Struktur und erscheint gewöhnlich schneeweiß, seltener ge- *mbt. Er ist unschmelzbar, verliert aber beim Glühen seine Kohlensäure. Seine Härte beträgt 4~4*/a, sein spez. Gew. 2,9—3,1. Die Haupt- mger von abbauwürdigem M. finden sich bei •t rankenstein und Baumgarten in Schlesien, bei Mercks Warenlexikon. Hrubschitz in Mähren und Kraubat in Steier mark, bei Baidissero in Oberitalien, ferner in Pennsylvanien, Griechenland, Kleinasien und Ost indien. Seine Hauptverwendung findet der M., der in ganzen Stücken wie auch gemahlen in den Handel kommt, zur Entwicklung von Kohlen säure für die Herstellung von kohlensaurem Wasser. Außerdem dient er zur Herstellung von feuerfesten Tiegeln, zur Ausfütterung von Flußeisenöfen usw. Magnesium, das in der Magnesia (s. d.) und ihren Verbindungen enthaltene metallische Ele ment, kann durch Glühen eines Gemisches von entwässertem Magnesiumchlorid und Flußspat mit Natrium gewonnen werden, wird aber zurzeit fabrikmäßig nur durch Elektrolyse von Magne siumchlorid oder von Karnallit hergestellt. Das M. ist silberweiß, glänzend und hart, läßt sich aber in der Hitze hämmern, zu Blech auswalzen und zu Band oder Draht ziehen. Das spez. Gew. beträgt 1,743. Bei beginnender Rotglut, gegen, 8oo°, schmilzt es, verwandelt sich bei Weißglut (etwauoo 0 ) in Dampfform und verbrennt unter intensiver Lichtentwicldung zu einem weißen Pulver von Magnesiumoxyd, ln trockener Luft ist das Metall unveränderlich, überzieht sich aber in feuchter Atmosphäre mit einer weißen Oxyd schicht und zersetzt siedendes Wasser unter Wasserstoffentwicklung. Von Säuren wird es rasch gelöst. Magnesiumband und Magne siumpulver (Blitzlicht) finden Anwendung bei photographischen Aufnahmen in dunklen Räumen, ferner als Reduktionsmittel in chemischen La boratorien, als Magnesiumfackeln in der Feuer werkerei und zur Herstellung der Legierung Magnalium (s. Aluminium). Magnesiumbenzoat (benzoesaure Magne sia, Magnesium benzoicum) wird durch Ein trägen von Magnesia usta in eine Lösung von Benzoesäure dargestellt als ein weißes kristalli nisches Pulver, das beschränkte medizinische Anwendung findet. Magnesiumchlorid (Chlormagnesium, lat. Magnesium chloratum, Magnesia muriatica, frz. Chloride de magnösium, engl. Chloride of mag- nesium) bildet einen Bestandteil mehrerer natür lich vorkommender Abraumsalze. So findet es sich im Gemisch mit Kaliumchlorid als Kar nallit, mit Magnesium- und Kaliumsulfat als Kainit und mit Magnesiumborat als Borazit. M. wird meist als Nebenprodukt der Staßfurter Kaligewinnung erhalten und bildet in reinem Zustande weiße Kristalle mit sechs Molekülen Kristallwasser von der Formel MgCl 2 + 6H 2 0. Es dient zur Darstellung von Magnesiazement, zum Imprägnieren von Holz, zur Desinfektion von Aborten (Süvernsche Masse) und in be schränktem Maße zu medizinischen Zwecken. Magnesiumkarbonat {kohlensaure Magne sia, lat. Magnesium carbonicum, frz. Hydrocar- bonate de magnösie, engl. Light cärbonate of magnesia), MgCOg, findet sich in reinem Zu stande als Magnesit sowie in eihgen verwandten Mineralien vor. Die offizineile Magnesia alba, ein Gemisch von M. mit Magnesiumhydroxyd und Wasser, wird aus dem Bikarbonat dargestellt und findet als Magenpulver gegen Sodbrennen, und zu Zahnpulver Anwendung. 17