,1 . JL Nalizin 292 Naphthol i zu verkaufen. Eine Verfälschung liegt aber auch vor, wenn man Wassernudeln durch Zu satz von gelber Farbe den Anschein von Eier nudeln, blassem Himbeersirup durch Rotfärbung das Aussehen bester Ware, blauer Milch durch Mehlzusatz den Anschein höheren Fettgehaltes verleiht. Nachgemacht sind die Erzeugnisse, welche auf künstlichem Wege nachgebildet sind, nur den Schein, aber nicht das Wesen und den Gehalt der echten Ware haben, also z. B. Zitronensaft, der aus Zitronensäure, Essenzen, Zucker und gelber Farbe hergestellt worden ist. Verfälschte und nachgemachte Nahrungsmittel dürfen nur dann in den Verkehr gebracht werden, wenn ihre Bezeichnung jeden Käufer über diesen Tatbestand aufklärt. Dasselbe gilt vom Verkaufe verdorbener Waren, die infolge einer Verunreinigung oder der Tätigkeit von Mikroorganismen in teilweise Zersetzung über gegangen sind, also ranziger Butter, saurem Bier, madigem Käse, Falls aber die Zersetzung so weit vorgeschritten ist, daß die Nahrungs mittel gesundheitsschädlich zu wirken vermögen, wie z. B. faules Fleisch, oder falls sie direkte Gifte enthalten, ist der Verkauf nach § 12 auch unter Kennzeichnung verboten. Zur Überwachung der gesetzlichen Bestimmungen ist der Polizei das Recht eingeräumt worden, während der üblichen Geschäftsstunden in die Verkaufsräume einzutreten und hier nach ihrer Wahl gegen Bezahlung Proben zum Zweck der amtlichen Untersuchung zu entnehmen. Nähere Angaben über die bei einzelnen Nahrungsmitteln beob achteten Verfälschungen finden sich in den betr. Abschnitten. Nalizin, eine Mischung von Nitroglyzerin,, Thymol, Formaldehyd, Karbolsäure, Kochsalz, Kokain und verd. Spiritus, findet in der Zahn heilkunde als lokales Anästhetikum Anwendung. Nanking (frz. Nanquin), ein chinesischer Stoff, ist ein leinenartiges Baumwollgewebe von stärkerem Glanz als Kattun, das früher zu Sommerkleidern sehr beliebt war und wegen der Echtheit seiner gelbrötlichen Farbe, die sich durch Waschen sogar noch verschönerte, ge schätzt wurde. Das Nankinggelb ist an sich eine Naturfarbe, da die Stammpflanze, Gossypium religiosum, gelbe Wolle trägt, doch wird auch die naturgelbe Faser noch nachgefärbt, weil die ursprüngliche Farbe zu grell ist. Die in China durch künstliche Gelbfärbung weißer Baum- wollzeuge hergestellten N. zeigen geringe Echt heit. Spätere Nachahmungen der Ware in Europa, die besonders in Sachsen und Böhmen durch Färbung weißer Stoffe mit Eisenchlorid lösung hergestellt wurden, zeigten meist Ab weichungen im Farbenton, an denen sie leicht zu erkennen waren sowie geringe Farbechtheit und Haltbarkeit. Schließlich wurde der Name N. auch auf anders gefärbte graue, grüne und blaue Stoffe, die sowohl gestreift, geflammt, gemustert als auch meliert waren, übertragen. Zurzeit hat der Bezug der chinesischen Ware so gut wie aufgehört, und auch an Stelle der europäischen Erzeugnisse sind schönere Stoffe mit anderen Namen getreten.. Naphtha ist eine alte Bezeichnung für ver schiedene Ätherarten, also Schwefelnaphtha (N. vjlrioli) für Äther oder Schwefeläther, Essignaphtha (N. aceti) für Essigäther. Außerdem wird sie für die hellste Sorte Petro leum und die zuerst übergehenden, leicht ent zündlichen Petroleumdestillate benutzt. — Sol- vent-Naphtha ist Schwerbenzol (siehe Benzol). Naphthalin (Naphthylhy drür, Stein kohlenkampfer, frz. und engl. Naphthaline) J ist ein fester Kohlenwasserstoff, C 10 H 8 , der sich bei der trockenen Destillation verschiedener organischer Körper bildet und daher vor allem im Steinkohlenteer enthalten ist. Hauptsäch lich findet es sich in den bei 180—230 0 über gehenden Anteilen des schweren Teeröls, aus denen es sich beim Abkühlen als eine butter artige kristallinische Masse ausscheidet. Zur Reindarstellung werden die Kristalle abgepreßt, darauf mit Natronlauge, weiter mit Schwefel säure unter Zusatz von etwas Braunstein be handelt, mit Wasser gewaschen und schließlich sublimiert. Das reine N. bildet glänzendweiße tafelförmige Kristalle von starkem betäubenden Geruch. Es schmilzt bei 79 °, siedet bei 217 I bis 218° und hat ein spez. Gew. von 1,152. Weingeist, Äther, Schwefelkohlenstoff, äthe- I rische und fette Öle lösen N. auf, hingegen ist I es in^Wasser unlöslich. N. kann mit Wasser- I dampl leicht überdestilliert werden, verflüchtigt I sich aber auch schon bei gewöhnlicher Tempe- I ratur und muß daher in gut verschlossenen I Glas- oder Blechgefäßen aufbewahrt werden. — I N. findet ausgedehnte medizinische Anwendung gegen Krätze und Hautkrankheiten, sowie inner lich bei Erkrankung der Atmungsorgane und gegen Spulwürmer. Für die Technik bildet es i das unentbehrliche Ausgangsmaterial zur Dar- j Stellung der Phtalsäure, welche wiederum zur I Darstellung der Benzoesäure und der präch tigen Resorzinfarben (Fluoreszein, Eosin) dient, I ferner der Naphthalinfarben: Bordeaux, Pon- 1 ceau, Orange, Naphthalingelb und zahlreicher organischer Verbindungen, Naphthol, Naphthyl- amin usw. Auf seiner Giftigkeit für niedere Tiere I beruht die Anwendung als Mottenpulver, zum I Konservieren von Herbarien und Insektensamro- I lungen. Wegen seines hohen Kohlenstoffgehalts benutzt man es zum Karburieren des Leucht- j gases. Naphthensäuren, der Hexahydrobenzoesäure I CgH^.COOH isomere organische Säuren, die I sich im russischen Petroleum vorfinden, werden in Form ihrer Natriumsalze als Seifenersatz I empfohlen. Naphthol. Diesen Namen führen zwei orga- j nische Verbindungen von gleicher empirischer Zusammensetzung, C 10 H 7 OH, aber verschiede nen Eigenschaften, welche durch die Bezeich nung a und ß unterschieden werden. Da 5 | Alphanaphthol besteht aus farblosen Kristall' nadeln von kreosotähnlichern Gerüche, die b el | 94 0 C. schmelzen, in kaltem Wasser beinahe unlöslich sind und sich in heißem Wasser, nur wenig, dagegen leicht in Alkohol und 111 Äther lösen. Betanaphthol bildet kleine, färb' lose, glänzende, nahezu geruchlose Kristall' blättchen, die erst bei 122 0 C schmelzen. Beide Naphthole stehen zu dem Naphthalin in ein eh 1 j ähnlichen Verhältnisse, wie das Phenol (Karboj' säure) zu dem Benzol, und sind als alkohol' |