Radauplätzchen 358 Radix R. Radauplätzchen (Radaublättchen, Teu felskracher) sind runde, von rotem Papier um hüllte Scheibchen von etwa 3 cm Durchmesser, die sich beim Anreißen an einer rauhen Fläche mit knatterndem Geräusch entzünden und meist von Kindern zum Spielen oder richtiger zur Verübung groben Unfugs benutzt werden. Sie enthalten neben chlorsaurem Kalium erhebliche Mengen des weißen giftigen Phosphors und dürfen daher als gesundheitsschädliches Spiel zeug nach der neueren Rechtsprechung nicht in den Verkehr gebracht werden. Ähnlich verhält es sich mit den sog. Knallkorken und der Liliputmunition, die überdies noch als Spreng stoffe angesehen werden können. Radium ist das im Jahre 1898 von dem Ehe paare Curie in der Pechblende von Joachimstal entdeckte seltsame Element, das in seinem che mischen Verhalten dem Barium nahesteht, im übrigen aber völlig abweichende Eigenschaften aufweist. Man gewinnt es durch Ausziehen der gerösteten Uranerze mit Schwefelsäure, wodurch das Uran entfernt wird, und darauffolgende Be handlung des von Schwefelsäure befreiten Rück standes mit Natronlauge, in welche Blei, Kiesel säure und Tonerde übergehen. Dann wird mit Salzsäure und der hierin unlösliche Teil mit Sodalösung erwärmt, um das Bariumsulfat mit dem nahestehenden R. in Karbonate überzufüh ren, die nunmehr in Salzsäure löslich sind. Durch außerordentlich mühsame weitere Verarbeitung, abwechselnde Einwirkung von Soda und Salz säure, Chlor, Schwefelwasserstoff und Ammoniak erhält man schließlich aus mehreren Tonnen Pechblende wenige Zentigramme Radiumchlorid oder Radiumbromid, das meist mit der entspre chenden Bariumverbindung vereinigt ist. Eine Zeitlang wurde diese Verbindung zu ungeheuren Preisen verkauft, scheint aber jetzt gar nicht mehr im Handel zu sein. In metallischem Zu stande ist R. noch nicht isoliert worden. Aus den mehr oder weniger reinen Halogen Verbin dungen hat man für das Atomgewicht Werte von 225—267 berechnet. Von dem chemischen Ver halten des neuen Körpers ist, abgesehen von seiner Verwandtschaft zum Barium, sehr wenig oder gar nichts bekannt. Um so auffallender sind seine physikalischen Eigenschaften. Die farblosen Kristalle des Radiumchlorides färben sich nach kurzer Zeit gelb und verleihen zugleich den umhüllenden Glasgefäßen eine intensiv braune_ Farbe. Sie machen die Luft für Elektri zität leitend und entladen somit ein Elektroskop aus größerer Entfernung selbst durch eine Alu miniumhülle hindurch. Außerordentlich merk würdig verhalten sich die vom R, ausgesandten Strahlen. Sie bringen einen Bariumplatinzyanür- schirm zur Fluoreszenz und wirken, durch alle bekannten Stoffe hindurchgehend, auf die photo graphische Platte. Da sie Knochen ebenso leicht durchdringen wie Fleisch, können sie nicht an Stelle der Röntgenstrahlen benutzt werden. Im Laufe langer Zeiträume soll R. unter Abspaltung von sog. Emanation und Entwicklung Von Wärme allmählich zerfallen, ein Verhalten, das die bisherigen Anschauungen über die Unzerstör barkeit der Kraft und der Materie von Grund aus verändern müßte. Im Gegensatz zu diesen weitgehenden Schlußfolgerungen hat Clemens Winkler noch kurz vor seinem Tode darauf hingewiesen, daß diese wunderbaren Erschei nungen möglicherweise gar nicht auf einen neuen Körper, sondern nur auf einen besonderen Zu stand der Materie, etwa nach Art des magneti schen Eisens, zurückzuführen seien. Zur Unter stützung dieser Auffassung wies er darauf hin, daß eine ganze Reihe bekannter Elemente Uran, Blei, Thorium und Tellur radioaktive Formen von unveränderten chemischen Eigenschaften bil den. •— Zu einer praktischen Verwertung hat man die heftige Einwirkung des R. auf die menschliche Haut heranzuziehen versucht. Die R.-Strahlen rufen auf der Haut -Entzündungen und Brandstellen hervor, und zwar anscheinend auf Geschwülsten krebsartiger Natur heftiger als auf die gesunde Haut. Abschließende Erfahrun gen über die Behandlung von Krebs mit R. liegen zurzeit noch nicht vor, ebensowenig über die Beziehungen zwischen der Radioaktivität der meisten Mineralquellen zu ihrer Heilkraft. — Nachdem die österreichische Regierung die Joa chimstaler Pechblende dem freien Verkehr ent zogen hat, scheinen neuerdings auf sächsischem Boden bei Oberwiesenthal abbauwürdige Funde gemacht worden zu sein, die auch durch eine sächsische Verordnung geschützt wurden. Radix (Wurzel). -Die aufgeführten gangbaren Wurzeln des Drogenhandels sind unter ihren deut- schenNamen an den betreffenden Stellenzufinden. Mehrere derselben stellen eigentlich ein Rhizom, einen Wurzel- oder Mittelstock, dar, d. h. einen unterirdischen, ausdauernden Stamm- oder Stengelteil, der nach oben Triebe, nach unten Nebenwurzeln austreibt, z. B. Rhizopa calami, Kalmuswurzel, Rhiz. zingiberis, Ingwerwurzel, Rhiz. galangae, Galgantwurzel, Rhiz. iridis, Veil chenwurzel. Man unterscheidet weiter folgende Wurzelarten: i. Die Zwiebel, lat. Bulbus, gleichfalls ein Stengelorgan, besteht aus dem Zwiebelboden, der ,an der Unterseite die Wurzeln, auf der Oberseite die Keimknospen trägt. Die letzteren sind von fleischig gewordenen Schuppen blättern eingeschlossen, von denen die äußeren mit der Zeit absterben und dann häutig werden, z. B. Speisezwiebel; Meerzwiebel, lat. Bulbus scillae; 2. Knolle, lat. Tuber, die als eine flei schige Knospe anzusehen ist. z. B. Sturmhut, lat. Tuber aconiti; Kartoffel, lat. Solanum tuberosum; 3. Knollzwiebeln, lat. Bulbo-Tuber, bei denen die Zwiebelscheibe fleischig verdickt und mit einer oder nur wenigen Häuten umgeben ist, z. B.: Safran, lat. Crocus sativus; Herbstzeitlose, lat. Tubera colchici. — Diese Unterscheidungen werden zwar in den Lehrbüchern der Waren kunde, im Warenverkehr jedoch nicht allgemein angenommen. Fälle dieser Art sind hier besonders bezeichnet. — Als wichtige Wurzeln sind zu nennen: Tuber aconiti, Sturmhutwurzel; R. al- cannae, Alkannawurzel; R. althaeae, Eibisch wurzel; R. angelicae, Angelika-(Engel-)wurzel;