Rubin 373 Rüböl in feuchten, fein gesiebten Tonmergel einsetzt und dann Vs Stunde bis zur Weißglut erhitzt. Hierdurch verschwindet der Blauton vollständig, während das reine Rot hervortritt. Die volkstüm liche Benennung des R., Karfunkel, stammt von dem lateinischen Namen carbunculus (glü hendes Köhlchen), welchen die Alten dem Steine beigelegt hatten. Der R. ist härter als jeder andere Stein, mit Ausnahme des Diamanten, doch wie dieser leicht zerbrechlich. Vor dem Lötrohr ist er unschmelzbar. Orientalische R. von io Karat sind äußerst selten und teuer. Kleine, in Indien geschliffene Steine, wie sie z. B. zu Zapfenlagern in Taschenuhren dienen, gelten je nach ihrer Güte 15—60 M. das Karat; solche von 2, 3, 4 Karat, wenn sie besonders schön sind, haben gleich hohen und selbst höhe ren Preis wie Diamanten von gleichem Gewicht und sind auch seltener als diese. Die R. werden in Brillant-, Rosetten- und Treppenschnittform geschnitten und, wenn die Farbe hierzu ge sättigt genug ist, ä jour gefaßt. Die meisten be dürfen jedoch der „Folie“, einer Unterlage von hochpoliertem Goldblech. Rubinähnliche, aber dem echten R. nicht gleichkommende Steine sind der Spinellrubin und Balasrubin (siehe Spinell). Bisweilen werden auch geringe rote Steine, wie Granaten, Hyazinth, rote Turmaline oder durch Glühen rot gewordene Topase, als R. ausgegeben. Der sog. brasilianische R. ist z. B. natürlicher roter Topas. Alle diese zu Unrecht als Rubin bezeichneten Steine erreichen den echten weder im Ton und Feuer der Farbe, noch in der Härte. Künstliche R., d. h. gefärbte Glasflüsse, werden in der Farbe fast so schön wie echte hergestellt, sind aber durch die Feile oder Anritzen mit Diamant sogleich zu erkennen. Zu ihrer Herstellung benutzte man früher, den Cassiusschen Goldpurpur (s. Art. Goldpurpur), der auch in der Glas- und Porzellanmalerei ge braucht wird, während man jetzt eine Gold auflösung in Königswasser (Goldchlorid) verwen det. Für geringere Rubingläser, namentlich für die überfangenen Glasgeschirre (s. Glas), dient als viel billigeres Färbungsmittel das Kupfer oxydul in Form von Kupferschlacken und Hamraerschlag. In neuerer Zeit'werden an Stelle dieser rohen Nachahmungen unter dem Namen Rubis reconstituös wirkliche künstliche Ru bine in den Handel gebracht, welche die gleiche chemische Zusammensetzung wie das natürliche Mineral zeigen und nur auf physikalischem Wege erkennen sind. Zu ihrer Darstellung bedient utan sich verschiedener Methoden. Nach der ersten schmilzt man mehrere sehr kleine R. bei Temperaturen von etwa 1800 0 zu einem größeren zusammen und erhält so Steine von 8—12 Karat. Hach der anderen erhitzt man ein Gemisch von reiner Tonerde und Bleioxyd in hessischen Tie geln und läßt langsam abkühlen. Nach dem Verfahren von Verneuil endlich läßt man fein stes Pulver chemisch reiner Tonerde mit etwas Chromoxyd durch ein Platinsieb auf eine senk recht nach unten gerichtete Knallgasflamme fallen und fängt die geschmolzenen Teilchen auf der Spitze eines Tonerdetiegels auf, der bis Uahe zum Schmelzen erhitzt ist. Sie wachsen “ier zu einem Stäbchen und schließlich zu einem rundlichen Tropfen, der bis zu 50 Karat erreicht. In Paris werden jährlich mehr als fünf Millionen Karat (— 1000 kg) hergestellt.. Die erhaltenen Steine besitzen dieselbe Härte und Farbe sowie das gleiche spez. Gew. wie echte R., erscheinen aber zum Unterschiede von letzteren bei mi kroskopischer Untersuchung entweder völlig strukturlos, oder von schwarzen, undurchsichtigen Pünktchen durchsetzt. Künstlich sind ferner R., die unter dem Mikroskope wellenförmige Linien zeigen, während echte Steine wie ein zartes, aus straffen, gekreuztfen Linien bestehendes Gewebe erscheinen. Rüben. Mit diesem Namen werden verschie- denenPflanzenfamilienangehörigeWurzelgewächse bezeichnet, die zum Teil als Nahrungsmittel, Futtermittel und technisches Rohmaterial hohe Bedeutung besitzen. Die Mohrrübe (Möhre) und die Zuckerrübe sind in besonderen Auf sätzen besprochen. — Die Runkelrübe (Beta vulgaris) wird in zahlreichen Arten angebaut, die sich hauptsächlich in die zwei Hauptgruppen: Gewöhnliche Futterrunkel (Beta vulgaris rapacea, Beta alba oder rubra) und Runkel rübe mit veredeltem Blatt (Mangold. Beta vulgaris cicla) unterscheiden. Die R. gedeiht bis zu 71 0 n. Br. und in Höhen bis zu 1400 m, reift in 150—180 Tagen und verlangt ein warmes, nicht zu feuchtes Klima sowie tiefgründigen, humosen und kalkigen Lehmboden. Der Ertrag ist sein hoch und beträgt für 1 ha 30—60000 kg. Die R. stellt ein wertvolles Futtermittel dar und enthält neben 75—940/0 Wasser 3—io°/o Zucker. 0,5—4°/o Stickstoffsubstanz, 0,1—0,4% Fett und 0,6—2,4 0/0 Asche. Die Stickstoffsubstanz be steht nur zum kleinsten Teile aus Protein, hin gegen hauptsächlich aus Salpetersäure, Ammo niak, Betain, Glutamin und Asparagin. — Die Kohlrübe (Stoppelrübe, Wrucke, Bras sica. Napus esculenta und Brassica rapa rapifera) bildet in ihren vielen Spielarten ein beliebtes Gemüse und wird sowohl mit länglicher als runder, mit weißer als gelblicher Wurzel angebaut. Sie verträgt besser Kälte und Feuch tigkeit als die Futterrübe, wird aber in warmen Gegenden leicht holzig. Wie die Futterrüben ist sie sehr wasserreich und enthält viel Salpeter. Ihre geschätzteste Sorte wird als Teltower R. bezeichnet. Die während des Krieges durch Trocknen von Kohlrüben hergestellten Schnit zel- und Rübenmehle erwiesen sich wegen ihres unangenehmen. Geschmacks für die menschliche Ernährung so gut wie unbrauchbar. Rüböl (Rapsöl, lat. Oleum napi s. rapae, frz. Huile de navette, engl. Rape oil). Unter diesem Namen führt man im Plandel sowohl das Öl des Rübsens als auch das des Rapses, die in chemi scher Hinsicht so gut wie identisch sind, sich aber durch ihre Konsistenz unterscheiden. Das Öl aus Winterfrucht ist dickflüssiger und erstarrt schon bei -f-yi/a 0 . das dünne Öl der Sommer frucht erst bei —■ io°. Zur Gewinnung des R. werden die Samen auf Stampf- oder Walzwerken und zwischen Mühlsteinen gepulvert, in Öfen oder Trommeln erwärmt und auf Keilpressen oder durch hydraulischen Druck ausgepreßt. Ein reineres Öl erhält man durch Ausziehen des Pulvers mit Schwefelkohlenstoff oder Benzin und nachheriges Wiederabdestillieren des Lösungs mittels. Das rohe gepreßte öl führt aus den