Einleitung. Kapitel I. Entstehung und Entwicklungsgang der Eisenindustrie in Rußland bis zur Bauernbefreiung. 1. Die Anfänge der Eisenindustrie in Rußland. Die Eisengewinnung ist in Rußland schon seit alten Zeiten be kannt. Es gibt Angaben, daß schon vor Rjuriks Zeit sich Schmiede nicht weit von der Stadt Ustjuschna, in dem jetzigen Gouvernement Nowgorod befanden 1 . Ustjuschna trägt von alten Zeiten her im russischen einen Namen der etwa mit „Ustjuschna im Eisengefilde; 1 zu übersetzen wäre. Außerdem förderte man das Eisenerz auch in den Gouvernements Tula und Olouetz 1 2 . Es ist unbestimmt, ob in allen diesen Orten die slavischen Stämme von Anfang an sich mit der Eisengewinnung beschäftigten. Die Quellen sprechen sich mehr für die alten tschudischen Bewohner aus, welche damals im Euro päischen Rußland zwischen dem Uralgebirge und der Ostsee ver breitet waren. Man muß darunter eigentlich kein bestimmtes Volk verstehen, sondern verschiedene ugro-finnische Stämme 3 . Über die Gewinnung und Bearbeitung der Eisenerze in diesen alten Zeiten sind uns nur wenige Tatsachen bekannt. In Ustjuschna verwendete man Eisenerz, welches meistens aus den Sümpfen ge wonnen wurde. Im Gouvernement Tula dagegen förderte man es gewöhnlich aus primitiven Erzgruben. Die Betriebsweise war sehr primitiv. Das Schmelzen fand in kleinen Herden statt, die anfänglich durch keinen Blasebalg bedient wurden und in welchen das Eisenerz mit trockenem Holz aufge schichtet wurde 4 . Später bedeckte man das Eisenerz mit Holzkohle und schürte das Feuer durch primitive Gebläse. Selbstverständlich wurde das Eisen bei diesem Verfahren nicht in geschmolzenem Zustande, sondern in teigigem (Schweißeisen) und durch zahlreiche Schlacke verunreinigt, gewonnen. Der Schmied vereinigte in seiner 1 Brandt, Axisländische Kapitalien, 8. 1, (russisch). 2 Poletika, Uber die russische Eisenindustrie, St. Petersburg 1864, S. 23, (russisch). 3 Beck, Die Geschichte des Eisens, I, Braunschweig 1890, 8. 274. 4 Poletika, a. a. 0., S. 5.