V. Das Verlagssystem. Die Anfänge dieses Betriebssystems lassen sich in der Walachei geschichtlich nicht verfolgen. Eine einzige Bemerkung, daß die wandernden Zigeuner in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts „für Kaufleute hölzerne Teller und Löffel verfertigten“ 1 ) deutet auf eine Wurzel des-Verlags hin. Die zweite ist sicherlich in dem Haus- fleiße des Bauerntums zu erblicken. Und endlich liegt eine letzte ohne Zweifel in dem Lohnwerke. Dafür liefern uns einige Zunft urkunden aus dem 18. Jahrhundert einen unumstößlichen Beweis. Es wird den Schneidern und anderen Gewerbetreibenden erlaubt, für die Kaufleute zu arbeiten 2 ). Demgemäß wird die Darstellung in zwei Unterabschnitte eingeteilt: 1. Die ländliche Hausindustrie. 2. Der städtische Verlag. Unter der ländlichen Hausindustrie werden diejenigen Zweige des Gewerbes zusammengefaßt, deren Entwicklung zum kapitalistischen Betriebe auf die zwei erstgenannten Ursachen zurückzuführen ist, und unter dem städtischen Verlag diejenigen, die sich vom Lohn oder Handwerk zum kapitalistischen Betrieb entwickelt haben. Damit ist schon gesagt, daß es sich bei dieser Einteilung nicht um eine feste örtliche Abgrenzung handelt. Denn oft sind die Städte der Sitz des Verlages der ländlichen Hausindustrie und nicht seltener arbeitet der städtische Verleger mit ländlichen Hausindustriellen. 1. Die ländliche Hausindustrie 3 ). Hausindustriell werden hauptsächlich Holz, Ton, Binsen, Wolle, Baumwolle und Seide auf dem Lande verarbeitet. Gewöhnlich ver schafft sich der Produzent den Rohstoff selbst, soweit er billig und J ) 31. Carra, Histoire de la 31. et de la V. (1777), S. 186. 2 ) Urkunde bezügl. der Schneiderzunft bei Ureche, a. a. 0., Bd.UV, S. 292ff. 3 ) Unter, diesem Titel ist im Laufe des W.-S. 1909/1910 eine Dissertation erschienen, („Uber die ländliche Hausindustrie in Rumänien“ von N. J. 31oga, Halle a. S. 1909). Der Verfasser hat seine Untersuchung auf vier walachische und zwei moldauische Dorfgemeinden beschränkt. Daß es ihm nicht gelungen ist, die verschiedenen Betriebssysteme auseinander zu halten, ist als eine Folge seines Ausgangspunktes zu betrachten, denn es lag ihm hauptsächlich daran, einen Beweis von der technischen 31öglichkeit und wirtschaftlich-sozialen Not wendigkeit der weiteren Ausdehnung der ländlichen Hausindustrie zu bieten. Wie weit er das vermocht hat, mag der Leser selbst beurteilen.