22 Die stets größeren Lasten können nicht mehr mit den Steuern gedeckt werden; in den letzten fünf Jahren wurden jeden Tag eine Million Kronen 'Schulden gemacht. Die frühere Rentenausgabe ist heute bei allgemeinem Mangel an Bargeld und großen Ansprüchen von den früher beinahe unbekannten Weltgegenden nur bei sehr teueren Bedingungen möglich. Mit wuchernden Schatzscheinen ist nur eine momentane Abhilfe möglich, kurz, es wird das bisnun noch mögliche Schuldenmachen von Tag zu Tag schwieriger. Neue Steuerlasten erträgt die Bevölkerung nicht mehr und so gelangt man zu dem Zeitpunkte, wo die bisherigen Notmittel nicht mehr helfen und die bisherige Taktik als in Trümmer zerfallend be trachtet werden muß. Das Sparen an den arbeitgebenden Investitionen und an den produktiven Auslagen wird nur zur schnellen Katastrophe verhelfen und die Unzufriedenheit vermehren. Eine solche Verminderung der Auslagen kann als ein Notmittel nicht angesehen werden. Die Eisen bahnen, Straßen, Schulen müssen gebaut, Flüsse reguliert und Me liorationen ausgeführt werden, solche Auslagen dürfen aus dem Staatsbudget nicht gestrichen werden. Das finanzielle Gleichgewicht zu erhalten, wird stets schwerer und der Zeitpunkt naht, wo es eine Sache der Unmöglichkeit sein wird, auf dem bisher üblichen Wege weiter zu verbleiben. Österreich ist mit der bisherigen Taktik zu dem Endpunkte an gekommen, wo solch ein weiteres Wirtschaften nicht mehr möglich ist. Österreich spart an Geldausgaben, ist aber leichtsinnig und verschwen derisch in bezug auf die Zeit. In dem Wettkampfe ums Dasein ist aber die Zeit teurer als das Geld, weil man sich in der Hinsicht mit keinem Anleihen helfen und die vergeudete Zeit nicht auch in Goldwährung ausleihen kann. Die anderen modernen Wege müssen trassiert werden und der Wille der Völker muß die verrosteten 'Räder der mittelalterlichen Maschine durch moderne auswechseln. Anders geht der Staatswagen nicht vom Flecke. Die zweite Serie der Finanzvorlagen: die Zündhölzchensteuer, die Erhöhung der Erbschaftsgebühren, Versicherungsgebühren, Divi dendensteuer, Erwerbsteuer von Aktiengesellschaften, die Gerichts gebühren, sind zwar meisterhaft ausgesuchte Einnahmsquellen, wer den aber bei den erhöhten Militärauslagen bald nicht mehr ausreichen;