62 den Bedürfnissen Österreichs um diese Zeit nicht ganz ge nügte, Wenn trotzdem Safran von Österreich nach Westen exportiert wurde, so lag es wohl daran, daß diese öster reichische Sorte die Sortenauswahl auf dem deutschen Markt in willkommener Weise bereichern konnte. In der Neuzeit erst gewinnt der österreichische Safran größere Bedeutung im internationalen Handelsleben, Ende des 18, Jahrhunderts ist der Anbau so bedeutend, daß er die österreichische Regierung veranlaßt, eine ausführliche An weisung zur Kultur herausgeben zu lassen, die eine spezi fisch österreichische Terminologie für die einzelnen Teile der Pflanze enthält ‘). Wie in England ! ) und Frankreich s ) sucht man nach einer romanhaften oder wenigstens bestimmten Begebenheit, die den Anbau des fremdartigen Gewächses erklären soll. So bringt die Sage den österreichischen Safranbau in Zu sammenhang mit den Kreuzzügen und will ihn von einem heimkehrenden Pilger aus dem Morgenland mitgebracht wissen 4 ). Jedoch wird die österreichische Kultur wohl ebenso wie die oberdeutsche ein Ergebnis der Handelsbe ziehungen der Österreicher sein. Diese sind besonders nach Venedig außerordentlich rege, wie die Besucherliste des Fondaco bei Simonsfeld zeigt. Sie enthält nicht nur Wiener, sondern auch Kaufleute aus Linz, Enns, Steyer, Wels, Krems, Stein, Ibbs, Neustadt. Besonders im Verlauf des 14. Jahr hunderts steigert sich der auswärtige Handel Österreichs zur Blüte. Als eine natürliche Folge dieser Blüte kann der Ver such erscheinen, die Produkte, die man mit großen Kosten aus der Fremde holt, im eigenen von der Natur gesegneten Lande zu ziehen, in dem schon lange durch Wein und Obst bau die Spezialkultur heimisch ist. Es ist dieselbe Entwick lung, die auch zu dem Anbau in Oberdeutschland geführt haben mag. So erklärt sich auch der große Anteil der städtischen Bevölkerung am Anbau, 1) Kronfeld 52 ff. 2) Kronfeld S, 31. 3) Flückiger u. Hanbury a. a. 0. 4) Kronfeld S. 31.