16 Ebenso unberechtigt ist die andere Behauptung Böhm-Bawerks, Adam Smith sei sich über die Quelle nicht klar gewesen, aus der der Kapitalgewinn fließt. Wir finden in den „Kapitalzinstheorien“ eine Beihe von Zitaten 1 ) aus dem „Wealth of Kations“, die sich widersprechen sollen, derart, daß die eine Gruppe besagen soll, der Kapitalgewinn sei ein Abzug des eigentlichen Arbeitslohnes, die andere aber, er sei im Preise einer jeden Ware noch außer dem Arbeits löhne enthalten. In den zwei letzten der angeführten Fälle liegt unserer Ansicht nach ein Mißverständnis vor, indem Smith unter „Arbeit“ schlechthin Arbeit des Arbeiters -f- Arbeit der Maschinen verstand, während Böhm-Bawerk aus dem Worte „Arbeit“ nur die Arbeit des Arbeiters herauslesen will. Im ersten Fall gibt der Aus druck: „der Wert, welchen der Arbeiter dem Stoff hinzufügt“ zu einem ähnlichen Mißverständnis Anlaß. Denn in dem Wert, den der Arbeiter dem Stoffe hinzufügt, ist doch wohl auch der Anteil des Kapitals mit enthalten, das nur in Verbindung mit menschlicher Arbeit fruchtbar sein kann, während Böhm-Bawerk sich unserer Meinung nach wieder zu streng an den Wortlaut hält. Wie gesagt, einen restlosen Beweis können wir bei der Ungenauigkeit der Smith- schen Ausdrucksweise für unsere Annahme nicht führen, aber schon die ersten Sätze des neunten Kapitels des ersten Buches über den Kapitalgewinn 2 ) lassen erkennen, daß Adam Smith den Kapitalzins nicht als einen Teil des eigentlichen Arbeitslohnes ansieht, denn bei entgegengesetzter Auffassung würden, wie jeder leicht einsieht, die unten angeführten Sätze sinnlos sein. Um nun zu Adam Smith selbst zurückzukehren, so möchten wir im einzelnen als die hauptsächlichsten, allerdings die Grundlagen seines Systems nicht berührenden Fehler folgende anführen: Vor allem fordert unseren Widerspruch die Unterschätzung der geistigen Arbeit heraus. Wenn man auch den praktischen Nutzen der Schauspieler, Musiker, Opernsänger usw., um einige von Smith angeführte Berufsklassen hier zu erwähnen, nicht auf den ersten Blick erkennen mag, obgleich unserer Meinung nach auch diese durchaus *) Böhm-Bawerk, a. a. 0., S. 82—84. 2 ) Smith, a. a. 0., I, 122: „Das Steigen und Fallen im Kapitalgewinn hängt von denselben Ursachen ah wie das Steigen und Fallen im Arbeitslohn . . . .; aber diese Ursachen berühren den einen ganz anders als den anderen. Das Wachstum des Kapitals, das den Lohn erhöht, wirkt auf Verminderung des Gewinnes.“ Diese und ähnliche Sätze lassen deutlich erkennen, daß Adam Smith Arbeits lohn und Kapitalgewinn als zwei völlig voneinander getrennte Begriffe ansieht.