52 hange gesagt worden ist. Es ist selbstverständlich, daß auch wir den Begriff des Kapitals nicht engherzig auffassen wollen, aber wir werden uns auch sicher nicht einer Kleinlichkeit schuldig machen, wenn wir uns einmal genauer fragen, was denn der Staat ist. Wir werden uns dann der Überzeugung nicht verschließen können, daß der Staat über haupt nichts Konkretes ist, also keinesfalls ein besonders geartetes Kapital sein kann, das als Produkt der anderen Produktionsfaktoren stets eine greifbare Eorm haben muß. Andererseits können wir den Staat auch nicht als selbständig produzierend auffassen. Er ist nur geeignet, die vorhandenen produktiven Kräfte eines Landes zu vollerer Entfaltung zu bringen und dadurch indirekt zur Produktion bei zutragen. Wir können also auf das schon oben über die indirekte Produktion Gesagte (S. 18) kinweisen und wollen hier nur kurz unsere Ansicht dahin aussprechen, daß wir den Staat demnach als einen sekundären Produktionsfaktor im Sinne J. St. Mills ansehen möchten. Auch die Versuche, den wissenschaftlichen Sprachgebrauch dem in der Praxis herrschenden anzupassen, dürften hierher zu zählen sein. Den bedeutsamsten vielleicht hat van der Borght mit dem Vor schläge unternommen 1 j, den Begriff Kapital, der die Hauptverwirrung mit sich gebracht hat, gänzlich auszuschalten, das bisher sogenannte umlaufende Kapital dem Produktionsfaktor Natur zuzuschlagen, das „stehende Kapital“ aber als selbständigen dritten Produktionsfaktor unter dem Namen „Produktionsanlagen und Produktions Werkzeuge“ beizubehalten. Ob hiermit die Verwirrung beseitigt ist, will uns frag lich erscheinen, da ja jedes Ding je nach seiner Verwendung stehendes und umlaufendes Kapital sein kann, es nach van der Borght also je nachdem bald der Natur, bald jenem anderen dritten Produktions faktor zuzuschlagen wäre, was sicher noch größere Unzuträglichkeiten im Gefolge hat, als die an und für sich allerdings recht beklagens werte Verschiedenheit im Sprachgebrauch von Wissenschaft und Praxis. Und so ließen sich noch mancherlei kleine Abänderungsversuche der Theorie der Produktionsfaktoren hei den modernen Schriftstellern finden. Aber all diese unbedeutenden Verschiedenheiten, die nur Einzelheiten, nicht aber die Grundlage der Theorie berühren, sind nicht mehr ausreichend, um einen lebhafteren Meinungsaustausch zwischen ihren Autoren hervorzurufen, und so können wir mit einem l ) Conrads Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, III. F., 26. Bd., S. 604 ff.