Full text: Luxemburgisches Erwerbsleben im Weltkriege

44 
Wo er noch allein die Waren Versorgung in der Hand 
hat, ist seine Bewegungsfreiheit begrenzt. Der Handel, 
der im Frieden unter anderem die wichtige Aufgabe 
erfüllt, die Güter nach Bedarf im Lande zu verteilen 
und die Preisunterschiede auszugleichen, wurde durch 
behördliche Organisationen nach und nach ersetzt. Die 
freie Preisbildung wurde ihm entzogen. Von der Behörde 
wurden Erzeugungs-, Grosshandels- und Kleinhandelspreise 
festgesetzt. Auch der Handel mit dem Auslande bot ihm 
keine Betätigung mehr, da dieser ebenfalls in der Form 
des Warenaustausches von den Behörden vermittelt wurde. 
Am empfindlichsten betroffen wurde hierbei die Lebens 
mittelbranche. Die infolge des Krieges einsetzende über 
stürzte Versorgungswut der Bevölkerung, die staatlichen 
Ankäufe, also enorm gesteigerte Nachfrage, der ein 
durch das Nachlassen der Einfuhr hervorgerufenes be 
scheidenes Angebot gegenüberstand, und nicht zum 
wenigsten das Eindringen fremder Elemente in den 
Handel riefen eine bedeutende Steigerung aller Lebens 
mittel hervor. Daneben setzte wieder ein ungezügelter 
Kriegswucher ein, der seinen Ausdruck in Überschreitungen 
der Höchstpreise, Zurückhalten von Waren, Kettenhandel, 
Schwindel mit Ersatzmitteln usw. fand. Der Kriegswucher 
erfasste fortschreitend sämtliche Verbrauchsgüter, Nah 
rungs- und Genussmittel, rohe Naturerzeugnisse, Heiz- 
und Leuchtstoffe, Waschmittel, Kleider und Schuhwaren. 
Die Unzufriedenheit der öffentlichen Meinung, die sich 
über die scheinbaren und versteckten Ursachen dieser 
Vorgänge kein klares Bild zu machen vermochte, richtete 
sich in fortgesetzten Angriffen gegen den Kleinhandel. 
Daraufhin wurde die Verteilung der Lebensmittel amt 
lichen Organisationen übertragen, mit deren Leitung 
Laien und Verbraucher betraut wurden. Die Berufsorgani
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.