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sationen des Handels, der Fabrikation und der Landwirt
schaft wurden hierbei meist übergangen. Das Ergebnis war
ein fast plötzliches Verschwinden der Ware. Ein lähmender
Zug ging durch Erzeugung und Handel. Das solide An
gebot nahm ab. Die Märkte wurden leer. Kettenhandel
und schamlose Ausbeutung der Verbraucher durch im
provisierte Zwischenhändler nahmen Überhand.
Besonders heftige Anschuldigungen richteten sich gegen
den Produktenhandel. Diese müssen näher untersucht
werden. In Kriegszeiten, wo eine ungestörte Konjunktur
bildung nicht möglich ist und der Verbrauch oft die
Produktion erheblich übersteigt, wird das Streben nach
Gewinn, das ja bei jedem Handelsgeschäft das ausschlag
gebende ist, in vielen Fällen zum Wucher werden,
nämlich immer dann, wenn der Spekulant nur Chancen,
und zwar infolge der stark gestiegenen Preise sehr gute
Chancen und kein Risiko hat. Von diesem Wucher, der
als theoretischer Wucher bezeichnet werden kann, ist
jene schlimme Art des Wuchers zu unterscheiden, der
durch das Zurückhalten notwendig gebrauchter Waren
künstlich eine anormale Preisgestaltung herbeiführt und
hierdurch auf Kosten der Gesamtheit Riesengewinne
erzielt. In den Wucher im ersten Sinne musste ohne
eigenes Verschulden ein grosser Teil des Produkten
handels lediglich infolge der durch den Krieg herbei
geführten Lage der Dinge verfallen. Für den gemeinen
Preiswucher jedoch darf man den Handel im allgemeinen
nicht verantwortlich machen, denn der legitime Handel,
besonders der Grosshandel, konnte kein Interesse daran
haben, ungesunde Marktverhältnisse herbeizuführen, die
zu einem Eingreifen der Staatsgewalt führen mussten.
Des tatsächlichen Wuchers kann man deshalb nur
jene wilden Händler und Aufkäufer beschuldigen, die