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Angebot und Nachfrage. Seine oberste Grenze wird in
der Regel bedingt durch die Erträge, welche durch Ver
wendung von Kapital erzielt werden. Die Banken pflegten
gegen Ende 1916 nur mehr 2 °/o auf Depositengelder
zu gewähren. Auf Postscheckkonto-Guthaben wurden ab
1. September 1916 Zinsen überhaupt nicht mehr vergütet.
Der Zinsfuss hatte um diese Zeit bereits jene äusserste
Grenze erreicht, jenseits derer das Sparen als nicht mehr
lohnend aufgegeben wird.
Langfristige Darlehen wurden in dem gleichen Masse
vernachlässigt wie kurzfristige. Bei dem anlagebedürf
tigen Kapital trat natürlich das Bestreben zutage, mög
lichst grosse Beträge auf kurze Sicht unterzubringen,
um sofort nach dem Friedensschluss, wo voraussichtlich
mit ungeheurem Geldbedarf und entsprechend hohen Zins
erträgnissen zu rechnen ist, wieder frei hierüber verfügen
zu können.
Wie diese Momente die geschäftliche Entwickelung der
Sparkasse, der Grundkredit-Anstalt und der an sie ange
schlossenen Abteilung für billige Wohnungen beeinflusst
haben, soll ausführlicher erörtert werden.
Nach dem finanztechnischen Sprachgebrauch ist die
Sparkasse eine Depositenbank, deren Zweck auf die
Förderung der wirtschaftlichen Verhältnisse der mittleren
Und unteren Bevölkerungsklassen gerichtet ist. Sie lässt
daher einen Einblick darüber gewinnnen, wie diese
Klassen finanziell von der Kriegswirtschaft beeinflusst
Wurden und wie sich bei ihnen Kapitalangebot und
'Nachfrage entwickelt haben.
Während des Jahresabschnittes, der dem Kriegsaus
bruch vorausging, d. h. vom 1. Januar zum bis 1. August
1914, überstiegen die Abhebungen die Einzahlungen um