Full text: Luxemburgisches Erwerbsleben im Weltkriege

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Von grundlegender Bedeutung für die Ausgestaltung 
des Erwerbslebens nach dem Kriege wird zunächst die 
Höhe des Arbeitslohnes sein. Wie wird die Lohnbildung 
vor sich gehen? Die Antwort auf diese Frage lautet 
zumeist so: Es ist ein Erfahrungssatz, dass Arbeitslöhne 
das einmal erreichte Niveau nicht zu verlassen pflegen; 
die heutigen Lohnsätze sind daher als bleibende zu be 
trachten. 
Löhne sind freie Konkurrenzpreise. Sie werden in der 
Hegel durch geschäftliche Rücksichten bestimmt. An 
deren Bildung sind zwei Faktoren beteiligt: das vor 
handene Arbeitsangebot und das zur Beschäftigung der 
Arbeiter vorhandene verfügbare Kapital. Seit dem Anfang 
des Krieges zeigen die Arbeitslöhne unter der doppelten 
Einwirkung des knappen Angebotes und der Verteuerung 
der Lebenshaltung eine scharf ansteigende Richtung. 
Knappes Angebot und teuere Lebensmittel werden nach 
dem Kriege ihren lohnbestimmenden Einfluss weiter gel 
tend machen. Tod, Siechtum und Verkrüppelung haben 
hreite Lücken in die Reihen der Arbeiterschaft gerissen 
u nd ein sofortiges Nachlassen der Teuerung ist bei der 
v oraussichtlich stark reduzierten Auslandszufuhr nicht 
z u erwarten. Es wäre also mit einer Fortdauer der 
heutigen Lohnkonjunktur zu rechnen. 
Dahingegen kündigen auch lohnverbilligende Momente 
sich an und sind bereits vielfach auch in Tätigkeit 
getreten. Teilweiser Ersatz für den Fehlbetrag des 
Männlichen Arbeitsangebotes ist durch Masseneinstellung 
leiblicher Arbeitskräfte geschaffen worden, welche zur- 
Zß it eine Reihe von Berufen ausfüllen bei durchweg 
bescheideneren Lohnansprüchen. Auch die zahlreichen 
Kriegsinvaliden, die sich für qualifizierte Arbeit in vielen 
Eällen nicht eignen dürften, werden ihrerseits dazu bei-
	        
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