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Gleich zu Beginn der Berichtsperiode steigt, wohl als letzte Nachwehe der Krise von
1901/02, die Zahl der Subhastationen mit 129 gegen 60 gegenüber dem Vorjahre um mehr als das
Doppelte, sinkt vorübergehend 1904, steigt dann aber in bedenklich raschem Tempo auf 205 im
Jahlre 1907. Konnten wir 1898 bis 1900 eine von Jahr zu Jahr sinkende Zahl von Zwangsver
steigerungen feststellen, so steigt sie hier ausserordentlich rasch, obwohl — das ist der beachtlichste
Unterschied gegenüber den Verhältnissen der Vorperiode — der Grundstücksmarkt im allgemeinen
von 1903 bis 1906 eine feste Tendenz zeigte, auch die Erwerbsverhältnisse mit dem allmähligen
Aufschwung der neuen Konjunktur bis 1907 sich günstiger gestalteten und schliesslich auch bis 1905
die Bautätigkeit sich einer lebhaften Aufwärtsbewegung erfreute. Die Gründe für all dies sind
schwer festzustellen; auch Zufälle und persönliche Missverhältnisse mögen ein gutes Teil daran haben,
vor allem werden die Steigerung des Bankdiskonts, die Verteuerung des Geldes in Begleitung des
Aufschwungs von 1903 auf 1907 und schliesslich auch die regsame Bautätigkeit mit ihrem Anreiz
zur Spekulation eingewirkt haben. Der Parallelismus insbesondere zwischen Geldpreis und Zwangs
versteigerungen zeigt sich deutlich in Tab. XLVIIL
Tab. XLVIII.
Jahr
Zahl der
Zwangsver
steigerungen
Reichsbank
diskont im
Jahres
durchschnitt
Jahr
Zahl der
Zwangsver
steigerungen
Reichsbank
diskont im
Jahres
durchschnitt
1903
1904
1905
1906
Interessant i
129
108
150
170
ät die starke
3,84
4,22
3,82
5,15
Abnahme der
1907
1908
1909
1910
Zwangsv
205
99
96
72
srsteigerungen
6,03
4,76
3,93
4,35
1908 und 1909, in Jahren
also ausgesprochener Depression, die, mit Pessimismus durchsetzt, wenig Lust zum Spekulieren
und damit weniger als sonst Gefahr des Zusammenbruches mit sich brachte. Wenn die subhastierten
Flächen im einzelnen z. T. (insbesondere 1906) andersgeartete Wandlungen zeigen als die Zahlen der
Subhastationen, so liegt das wiederum (vgl. oben S. 37*) an dem wechselnden Prozentverhältnis
von bebauten und unbebauten Grundstücken. Da jene aber allgemein hier stärker als bei den frei
willigen Kauf- und Tauschgeschäften beteiligt sind, so ist die absolut wie relativ (im Verhältnis zum
einzelnen Falle) in der Zwangsversteigerung auch 1903 bis 1910 wesentlich niedrigere Durschnitts
fläche nicht verwunderlich. Sie betrug in Quadratmeter
1903 702
1904 625
1905 1234
1906 511
1907 528
1908 664
1909 878
1910 1007
betrug
Das Erträgnis der einzelnen Subhastationen (soweit statistisch erfasst; vgl. S. 51* oben)
durchschnittlich Mark
1903
1904
1905
1906
53 055
56 062
64 609
43 196
1907
1908
1909
1910
42 971
40 259
43 406
55 741
In Zeiten der wirtschaftlichen Depression sind die Änsteigerungspreise trotz geringerer Zahl
der Zwangsversteigerungen im allgemeinen niedriger, als in den Jahren wirtschaftlichen Gedeihens.
Im einzelnen werden die Gründe der Schwankungen klarer erst bei der nunmehr folgenden Be
trachtung der Terrainsubhastationen einer-, der Häuserversteigerungen anderseits für sich.
8. Die Zwangsversteigerungen 1903 bis 1910 in unbebauten Grundstücken.
a) Allgemeiner Ueberblick.
Von insgesamt 1029 Zwangsversteigerungen des Jahrachts 1903 bis 1910 hatten rund 125
unbebaute Grundstücke zum Gegenstand; war deren Anteil darnach nur gering, so ist er doch gegen
über 1898 bis 1902 (vgl. Tab. XLVI auf S. 51*) gewachsen. Entfielen im Durchschnitt jener fünf
Jahre auf 1000 Kauf- und Tauschgeschäfte von unbebauten Grundstücken nur 11 Zwangsversteige
rungen, so 1903 bis 1910: 28. Die Besetzung der einzelnen Jahre zeigt Tab. XLIX.
Tab. XLIX.
Jahr
Zwangsversteigerungen
von unbebauten Grundstücken
Jahr
Zwangsversteigerungen
von unbebauten Grundstücken
Zahl
Fläche
qm
Preis
Mk.
Zahl
Fläche
qm
Preis
Mk.
1903
15
34 444
219 550
1907
34
37 271
611719
1904
9
24 893
214 350
1908
10
13 204
135 965
1905
18
33 760
469 269
1909
14
14 102
196 350
1906
20
17 777
469 347
1910
5
6 480
196300