96
Zweiter Tei!.
Banken und Bankgeschäfte.
I. Skizze der geschichtlichen Entwicklung des Bankwesens.
1. Die Banken im Altertum.
Wenn wir von Banken des Altertums sprechen und nach den zum
großen Teil nur recht spärlichen Quellen ihre Tätigkeit betrachten, so
tritt uns ein wesentlicher Unterschied zwischen den Banken des Alter
tums und des Mittelalters einerseits und unseren modernen Bank
instituten andererseits sofort klar vor Augen: Diese dienen hauptsächlich
der Vermittlung d e s Z a h l u n g s - u n d K r e d i t v e r k e h r s,
während die Institute, die >vir Banken des Altertums nennen können,
ebenso wie die Banken bis ins Mittelalter hinein, im großen und ganzen
doch nur Zentralstellen waren, bei denen Gelder aufbewahrt
und Münzen umgewechselt wurden.
Zu weit würde es führen, wollten wir von den baukartigen Ein
richtungen der Karthager, Phönizier, Babylonier — in
Babylon soll es bereits im 8. Jahrhundert v. Chr. Bankhäuser gegeben
haben — usw. sprechen; wir müssen uns hier darauf beschränken, das
Bankwesen der alten G r i e ch e n und R ümet zu skizzieren.
Bankiers im alten Griechenland tvaren vielfach die Priester.
„Mit allen bedeutenden Heiligtümern", schreibt Ernst Curl ins in
seiner .Griechischen Geschichte', „war eine umfangreiche Finanzverwal-
tung verbunden, indem es die Aufgabe der Priester war, durch kluge
Verwaltung, durch vorteilhafte Verpachtungen, durch Darlehen usw. die
jährlichen Einkünfte zu steigern und einen Schatz zu bilden, der nicht
nur zur Aufrechterhaltung der Würde des Gottesdienstes ausreichte,
sondern auch für die nationale Macht des Heiligtums eine wesentliche
Forderung war." Zu allen Teileir der griechischen Welt trat das Heilig
tum in geschäftliche Beziehungen, und so tarn es, daß die Tempel mehr und
mehr Geldinstitute wurden, die die Stelle öffentlicher Banken vertraten.