Full text: Fünfzig Jahre Gewerbe-Gesellschaft zu Lübeck

7 
H zwei Abende verteilten Vortrag hielt der Hauptlehrer der Gewerbeschule C. Claus, und zwar über g 
g Verwesung, Fäulnis und Gährung, und es gab damals Leute, die glaubten, daß Claus nicht über || 
H die drei Zersetzungsprozesse, denen organische Körper nach dem Aufhören der Lebenstätigkeit g 
H ausgesetzt sind, sprechen wolle, sondern über das schon im Zersetzungsprozeß befindliche || 
g Zunftwesen. Ob es klug gewesen wäre, die Streitfrage des Tages gleich in der ersten Sitzung g 
g in satyrischer Form zu behandeln, muß sehr zweifelhaft erscheinen, jedenfalls war es besser, daß g 
g sich Claus streng an sein angekündigtes Thema hielt, denn es galt vor allem zu zeigen, daß die g 
H Gewerbegesellschaft praktische Arbeit leisten wolle, im Gegensatz zu so vielen Vereinigungen, in g. 
g denen man rosenrote Bilder der Zukunft ausmalte und darüber vergaß, der Gegenwart zu helfen, g 
g Die Gewerbetreibenden begrüßten die neue Gesellschaft mit Freuden und die Verständigsten waren g 
g es, die den leitenden Männern zuriefen, was Emanuel Geibel bei anderer Gelegenheit in die treffen- g 
g den Worte zusammenfaßte: g 
„Aber jetzt versäumt die Frist 
Nicht mit Glanzentwürfen, 
Und vor dem, was lieblich ist g 
Schafft, was wir bedürfen 1“ g 
Claus behandelte seinen Stoff mit großem Geschick und er verstand es, die Zuhörer lebhaft zu g 
g interessieren, es herrschte eine angeregte Stimmung, und mit der gleichen Aufmerksamkeit, die man dem g 
g Vortrage geschenkt hatte, folgte man den Erklärungen, mit denen Klempnermeister G. H. Pfeiffer g 
g die Vorführung seiner neuen Kartoffelschälmaschine begleitete. Dann kam der Schneidermeister g 
g Ferdinand Bölling an die Reihe, der eine sehr große Nähmaschine erläuterte. Außerdem g 
g waren noch zwei kleinere Nähmaschinen ausgestellt, die schon dadurch besonders bemerkenswert g 
g erschienen, daß sie in Lübeck angefertigt waren, und zwar die eine von dem Graveur Schmidt, g 
g die andere von Schlossermeister Vieh weg er. Auch diese Maschinen wurden eingehend besichtigt g 
g und gaben Anlaß zu allerlei Fragen und Antworten, und das erscheint nur natürlich, war doch die heute g 
H so unentbehrliche Nähmaschine damals hier noch wenig im Gebrauch. Sie fand bekanntlich erst in den g 
g fünfziger Jahren Eingang in Deutschland und begegnete zunächst allerlei Vorurteilen, die, wie es g 
M scheint, auch hier geteilt wurden, aber man freute sich doch, daß Lübecker Meister imstande g 
g waren, ebenso gute und obendrein noch billigere Maschinen zu bauen, als die auswärtigen Fabriken, g 
Damit war die Tagesordnung erschöpft und der Vorstand hatte gezeigt, wie er sich die Ver- g 
g sammlungsabendc dachte. Der glückliche Anfang versprach ein schönes Gedeihen, und wie sehr g 
g man dem Bedürfnis entgegengekommen und das rechte getroffen hatte, bewies am besten die g 
g glückliche Weiterentwicklung der Gewerbegesellschaft. g 
ln der zweiten Versammlung war bereits ein Fragekasten aufgestellt und nach dem Vortrage = 
M wurde die Vorgefundene Frage nach eifrigem Meinungsaustausch sofort beantwortet. Zum Schluß M 
g gab es wieder neue Nähmaschinen usw. zu sehen und in ähnlicher Weise verliefen nun auch die g 
g folgenden Versammlungsabende. 
Die Zahl der Mitglieder stieg schon im ersten Vierteljahr von 31 auf 105, der am 9. April g 
g ins Leben gerufene Lesezirkel fand sofort 66 Teilnehmer und es fehlte nie an Männern, die bereit g 
g waren, Vorträge zu halten oder sehenswerte Gegenstände auszustellen. Der Fragekasten wurde g 
g gerne benutzt und so freuten sich die Mitglieder von einem Donnerstag zum anderen, bis die g 
g Sommermonate die übliche Unterbrechung herbeiführten. 
Die Tätigkeit der Gewerbegesellschaft wurde bald nach außen fühlbar, der Unternehmungsgeist g 
g wurde belebt und als der Gedanke aufkam, mit dem alljährlichen Volksfest diesmal auch eine g 
g Gewerbeausstellung zu verbinden, meldeten sich sofort die Aussteller in so großer Zahl, daß vor g 
g dem Burgtore eine eigene Halle erbaut werden mußte, um alles gut und wirkungsvoll unterbringen g 
g zu können. Da die Gewerbegesellschaft im Sommer nicht tagte, haben Gasdirektor S t o o ß, g 
g C. C1 a u s und Dr. Grube als Mitglieder des Gewerbeausschusses einen Bericht über die gut =g 
itiyillilillf J:l l h l iil^iydll^lTI!! l ^i l i!l!li;|!iilNil1TT l| !l l l! | lil:yi ! lil^|l ! ii|l | !;IIMIIdll ! yi|l | liJ :| d l! 'l! l T l |l| l| iin!llJli^ljNlil!il ! ii:| | i1dll;l|ll'^iil! l lil ! yilPiillil !! hyii!llli!l!liililil | lilllln!lll(l
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.