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III. Volkswirtschaftliche Bedeutung der
Prämienanleihen und Stellung
des Gesetzgebers.
1. Volkswirtschaftliche Bedeutung.
Es ist in der Literatur, an Kongressen und in Parlamen
ten vieles über das Übel der Lotterie geklagt worden, und auch
die Prämienanleihen haben Anlaß zu mancher Diskussion gege
ben. Vielfach sind diese mit der Lotterie identifiziert worden-
man hat sie dargestellt als das Unheil, welches die Liebe zur
Arbeit und Sparsamkeit vernichtet, den Hang zum Spiel fördert;
man hat sie an die Wand gemalt als ein schwarzes Gespenst,
als eine Hauptursache der Korruption und der Zerrüttung in
der Familie.
Der Einfluß des Spiels auf die menschliche Gesellschaft ist
mannigfacher Art und dessen Behandlung gehört verschiedenen
Disziplinen an. Dies beachtet man in der Kegel zu wenig und
man redigiert solche Abhandlungen über den Nachteil der Lot
terie gar zu gerne unter der Flagge der Volkswirtschaftslehre,
auch dann, wenn es sich vielmehr um ethische, religiöse und an
dere Werturteile, die mit der Nationalökonomie nichts zu tun
haben, handelt. 1 ) So argumentiert man, die Lotterie und über
haupt das Spiel bringe den Menschen vom Sparen ab, die Lotterie
negiere die Fundamentalprinzipien, welche zur Erreichung eines
gesegneten Wohlstandes notwendig sind, nämlich geregelte
Arbeit und Sparsamkeit, Der Spieler wolle zu Vermögen gelan
gen ohne zu arbeiten.
1 ) So z. B. Viktor Böhmert: „Lotterien und Prämienanleihen
nach volkswirtschaftlichen Grundsätzen und Erfahrungen“, Berlin 1869.