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lien im Auslande anlegen will, wird er sich mit Vorteil gewöhn
liche Schuldverschreibungen anschaffen und nicht Prämienobli
gationen. Natürlich ist immer der rechnerische Durchschnitts
wert im Auge zu halten. Aus dem Umstand, daß Prämienobliga
tionen in der Regel dann ausgegeben werden, wenn es sich darum
handelt, aus der Anleihe selbst einen Gewinn zu ziehen durch
zu niedrige Verzinsung, erklärt sich die Minderwertigkeit dieser
Titelkategorie gegenüber den gewöhnlichen Obligationen, denn
der Käufer muß diesen Gewinn bezahlen, sei er im In- oder
Auslande.
Im Anschluß an diese Betrachtung möchte ich noch auf die
Urteile von zwei französischen Autoren aufmerksam machen:
Der bekannte Paul Leroy-Beaulieu 1 ) sagt: die Prämienobli
gationen können als eine sinnreiche und unschädliche Kombina
tion betrachtet werden, wenn die Treffer ein gewisses Maximum
(Fr. 150,000) nicht übersteigen und ein Zins, wenn auch unter
dem üblichen, regelmäßig ausbezahlt wird. Er fügt hinzu: L’obli-
gation ä lots n’est pas plus coupable, pas plus inunorale que
vingt ou cent autres moyens legaux ou legitimes d’enrichissement.
Ajoutons que Tobligation ä lots a ete pour nos populations
des villes ce que le lopin de terre est pour le paysan: L’epargne
rendue attrayante et ideale, faisant appel non seulement ä la
raison, mais ä rimagination.“
Mit dem letzten Satz widerspricht er den Moralisten, die
gerade das Gegenteil behaupten. L.-B. vertritt hier einseitig
den Standpunkt des Großkapitalisten, des Anleihenehmers. Aber
auch der in dieser Beziehung objektivereMichelChevalier hat sich
vor ihm in seinem Rapport an den Senat von Frankreich vom
28. Juni 1870 2 ) in ähnlicher Weise geäußert.
Ein Blick auf das französische Kursblatt erklärt uns den
Optimismus. Die französischen Prämienanleihen sind fast alle
verzinslich zu einem Satz von 2 bis 4 o/o. Schon darin liegt
eine Garantie für den höheren materiellen und namentlich mora
1) Paul Leroy-Beaulieu: Traite de la Science des finances, 6. Auf
lage, Bd. I, S. 356 ff.
2 ) Journal officiel du 29. Juin 1870, suppl. p. U20; auch zitiert
bei Leroy-Beaulieu und bei Levy-Ullmann. a. a. O. S* -^*2.