Full text: 20 Jahre Handelsvertragsverein

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Die Gleichstellung des Inlands^ und Auslandsportos würde 
auch den im Ausland ansässig gewordenen Staats- und Stammes- 
Angehörigen aller Lander den Briefverkehr mit der Heimat, den Be 
zug heimischer Zeitungen und Zeitschriften etc. erleichtern, auf 
diese Weise also das nationale Band zwischen ihnen und dem 
Mufterlande festigen. 
Alle diese Gesichtspunkte sprechen eindringlich zugunsten 
eines einheitlichen Welt-Groschenporios. Wissenschaftlich ist die 
Frage überdies längst erschöpfend durchgearbeitet und gründlich 
geklärt. Der gegenwärtige Zwitterzustand ist völlig unhaltbar. 
Die Unterzeichneten wirtschaftlichen Körperschaften der ver 
schiedensten Kulturländer richten daher an die im Weltpostverein 
vertretenen Regierungen das dringende Ansuchen, auf dem Welt 
postvereinskongreß zu Madrid einheitliche Poriosäße in der Höhe 
der heutigen Inlandsportosäße' für die ganze Welt beschließen zu 
wollen, so daß vom 1. lanuar 1915 ab das Welt-Gros chen- 
porto in Kraft tritt. 
lieber 800 Körperschaften aus der ganzen Welt hatten diese 
Petition unterzeichnet und vereinbarungsgemäß sollte sie am 
1. August 1914 — Ironie der Weltgeschichte! — in allen Ländern 
der Welt den Regierungen unterbreitet und gleich 
zeitig in den führenden Preßorganen veröffentlicht werden. Da 
brach, gerade am gleichen Tage, der Krieg aus und machte allen 
Bestrebungen in dieser Richtung ein brutales Ende. 
Die inzwisdien eingetretene Geldentwertung läßt heute das 
Schlagwort „Weltpennyporto“ als unmöglich erscheinen. Das 
grundsäßliche Prinzip der Gebührengleichheit fiir nationale und 
internationale Briefsendungen aber dürfte sidi, wenn erst einmal 
die durch den Krieg gezüchtete Erbitterung unfer den Völkern ge 
schwunden ist und der internationale Wiederaufbau des Wirt 
schaftslebens forlschreitet, mehrdienn je als notwendig aufdrängen. 
Insofern werden unsere Vorarbeiten nicht nußlos' gewesen sein. 
Auf zwei anderen Gebieten waren den Arbeiten des Fach- 
ausschusses erfreuliche Erfolge besehieden: Ersfens gelang ihm 
die Einführung der sogenannien „Brieftelegramme“ in 
Deutschland durchzuseßen und zweitens die von preußischen Mi 
nisterium der öffentlichen Arbeiten hartnäckig betriebene Einfüh 
rung von Binnenschiffahrtsabgaben, welche auch für 
den internationalen Verkehr bedenkliche Komplikationen und Er 
schwerungen mit sich gebracht hätten, zu Fall bringen zu helfen 
fdurch eine Denkschrift von Mitte Oktober 1909 und eine vom 
Geschäftsführer Dr. Borgius geleitete, später in andere Hände 
übertragene „Korrespondenz gegen Schiffahrtsabgaben“}. 
Von seinen weiteren Arbeiten sei noch erwähnt, seine Betäti 
gung für eine internationale Kalender form (sowie für An 
nahme des gregorianischen Kalenders in Rußland) und die Heraus 
gabe von sogenannten „Volkswirtschaftlichen Reise 
führer n“. Leßtere sollten den das betreffende Land bereisen 
den Kaufleutcn als volkswirtschaftliche Ergänzung der bestehenden 
Reisehandbücher dienen und zugleich allgemein als instruktive
	        
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