31
Das lebte Gebiei, welches uns während der Kriegszeit be
schäftigte, war der wirtschaftliche Wiederaufbau
nadi dem Kriege. Zum Teil griffen ja schon die früher erwähn
ten Arbeiten (zum Beispiel des Rechtsausschusses) in dieses Gebiei
ein. Ergänzend sei hier noch folgendes hinzugefügt:
Das besonders schwere Verhängnis, welches der Kriegsaus
bruch für die vielen Tausende aus Eeindesland geflüch-
teter gewesener reichsdeutscher Kaufleute be
deutete, welche ihre bisherige Tätigkeit ruiniert, ihr Hab und Gut
sequestriert sahen, veranlagte uns zu einer Aktion, bei welcher
wir auch die dankenswerte Unterstützung der inzwischen gebildeten
(später im „Bund der Auslanddeutschen” zusammengeschlossenen)
Länderausschüsse der Auslanddeutschen fanden: Durch ihre Ver
mittlung sandten wir an alle aus Feindesland geflüchteten Reichs
deutschen kaufmännischen Berufs im August 1918 ein Rund
schreiben mit angeheftetem Fragebogen, wodurch wir
feststellten: welche von den Adressaten nach dem Kriege wieder
in das Ausland zurückzugehen beabsichtigten, mit welchen Bran
chen, Ländern bezw. Sprachen sie besonders vertraut waren,
welche Einkommens-Ansprüche sie stellten, ob und wie hoch sie
sich finanziell zu beteiligen vermöchten, in welcher Position sic
bisher tätig gewesen seien, was für Referenzen sie aufgeben
könnten, wie ihre Familienverhältnisse seien etc. Auf Grund
dieses Materials stellten wir nach Ländern geordnete, umfang
reiche Reflektantenlisten her, die wir dann an alle die-
tenigen Firmen unserer Mitgliedschaft abgaben, welche ihrerseits
nach dem Kriege neue Mitarbeiter im Auslande suchen mußten.
— Auf diese Weise haben wir einer beträchtlichen Anzahl sowohl
von Auslanddeutschen, wie von Mitgliedstirmen einen guten Ver
mittlungsdienst leisten können.
ln ähnlicher Weise suchten wir auch umgekehrt den Um
stand nubbar zu machen, dafj sich als Kriegsgefangene
in Deuts chland eine grofje^ Anzahl von ausländischen
Kau fl eufen und Technikern befanden. Wir gaben zu
ständigen Orts Anregung, dafür zu sorgen, daß den (namentlich
aus Rußland und dem sonstigen Osten stammenden) Angehörigen
dieses Interessentenkreises Gelegenheit gegeben würde, sich mit
den Erzeugnissen der deutschen Industrie bekannt zu machen,
evtl, illustrierte Kataloge mitzunehmen, etc. — Die Anregung fand
beim Reichswirfschaftsamt, sowie beim Kriegsministerium Interesse
und hat wenigstens in gewissem Umfange auch Ausführung ge
funden.
Die günstigen Aussichten, welche — leider nur vorübergehend
— die Ukraine für die baldige Wiederanknüpfung eines lebhaf
teren Geschäftsverkehrs zu bieten schien, gaben uns Anlag, diesem
Gebiete unsere besondere Aufmerksamkeit zu widmen. U. a. be-