Full text: 20 Jahre Handelsvertragsverein

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Das lebte Gebiei, welches uns während der Kriegszeit be 
schäftigte, war der wirtschaftliche Wiederaufbau 
nadi dem Kriege. Zum Teil griffen ja schon die früher erwähn 
ten Arbeiten (zum Beispiel des Rechtsausschusses) in dieses Gebiei 
ein. Ergänzend sei hier noch folgendes hinzugefügt: 
Das besonders schwere Verhängnis, welches der Kriegsaus 
bruch für die vielen Tausende aus Eeindesland geflüch- 
teter gewesener reichsdeutscher Kaufleute be 
deutete, welche ihre bisherige Tätigkeit ruiniert, ihr Hab und Gut 
sequestriert sahen, veranlagte uns zu einer Aktion, bei welcher 
wir auch die dankenswerte Unterstützung der inzwischen gebildeten 
(später im „Bund der Auslanddeutschen” zusammengeschlossenen) 
Länderausschüsse der Auslanddeutschen fanden: Durch ihre Ver 
mittlung sandten wir an alle aus Feindesland geflüchteten Reichs 
deutschen kaufmännischen Berufs im August 1918 ein Rund 
schreiben mit angeheftetem Fragebogen, wodurch wir 
feststellten: welche von den Adressaten nach dem Kriege wieder 
in das Ausland zurückzugehen beabsichtigten, mit welchen Bran 
chen, Ländern bezw. Sprachen sie besonders vertraut waren, 
welche Einkommens-Ansprüche sie stellten, ob und wie hoch sie 
sich finanziell zu beteiligen vermöchten, in welcher Position sic 
bisher tätig gewesen seien, was für Referenzen sie aufgeben 
könnten, wie ihre Familienverhältnisse seien etc. Auf Grund 
dieses Materials stellten wir nach Ländern geordnete, umfang 
reiche Reflektantenlisten her, die wir dann an alle die- 
tenigen Firmen unserer Mitgliedschaft abgaben, welche ihrerseits 
nach dem Kriege neue Mitarbeiter im Auslande suchen mußten. 
— Auf diese Weise haben wir einer beträchtlichen Anzahl sowohl 
von Auslanddeutschen, wie von Mitgliedstirmen einen guten Ver 
mittlungsdienst leisten können. 
ln ähnlicher Weise suchten wir auch umgekehrt den Um 
stand nubbar zu machen, dafj sich als Kriegsgefangene 
in Deuts chland eine grofje^ Anzahl von ausländischen 
Kau fl eufen und Technikern befanden. Wir gaben zu 
ständigen Orts Anregung, dafür zu sorgen, daß den (namentlich 
aus Rußland und dem sonstigen Osten stammenden) Angehörigen 
dieses Interessentenkreises Gelegenheit gegeben würde, sich mit 
den Erzeugnissen der deutschen Industrie bekannt zu machen, 
evtl, illustrierte Kataloge mitzunehmen, etc. — Die Anregung fand 
beim Reichswirfschaftsamt, sowie beim Kriegsministerium Interesse 
und hat wenigstens in gewissem Umfange auch Ausführung ge 
funden. 
Die günstigen Aussichten, welche — leider nur vorübergehend 
— die Ukraine für die baldige Wiederanknüpfung eines lebhaf 
teren Geschäftsverkehrs zu bieten schien, gaben uns Anlag, diesem 
Gebiete unsere besondere Aufmerksamkeit zu widmen. U. a. be-
	        
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