Full text: 20 Jahre Handelsvertragsverein

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wirtschaftlichen Feindseligkeiten — mögen sie von 
staatlicher oder privater Seite ausgehen — vorzubeugen. 
2. Wirtschaftlich und finanziell ist der jefeige Krieg eine Kata 
strophe für alle an ihm beteiligten Völker: die Grundlagen der euro 
päischen Volkswirtschaft sind durch ihn aufs schwerste erschüttert; 
ihr Wiederaufbau wird unsagbar schwierig und langwierig sein. 
Nur ein dauernder Friede kann ein Wiedererstarken des europä 
ischen Wirtschaftslebens ermöglichen und verhindern, daß die 
Führung in noch höherem Maße an die Vereinigten 
Staaten von Amerika und Japan übergeht. 
Industrie und Handel haben daher das größte Interesse daran, 
alle Bestrebungen zu unferstüfeen, welche auf die Vermeidung 
kriegerischer Verwicklungen und schiedsrichterliche 
Schlichtung entstehender Streitfragen gerichtet 
sind, — Bestrebungen, welche, seinerzeit in den Haager Konferenzen 
angebahnt, jefei nahezu überall von Regierungen und Volksvertre 
tungen sowohl der kriegführenden wie der neutralen Mächte als 
unerläßlich anerkannt werden. 
Diese internationale Organisation wird aber nicht nur poli 
tische, sondern insbesonder^audi uns naheliegende große weit- 
wirtschaftliche Aufgaben erfüllen: Insbesondere wird ihr 
— neben der schon erwähnten Hintanhaltung chauvinistischen Boy 
kotts — vermutlich auch die Vorbei eitung, Durchführung und Kon- 
trolljerung solcher internationaler wirtschaftlicher Abmachungen 
übertragen werden, welche in Anlehnung an den Friedensschluß 
etwa getroffen werden — z. B. über: Handhabung und Auslegung 
der Meistbegünstigung, angemessene Verteilung von Rohstoffen 
und Lebensmitteln für die verschiedenen Staaten, Verteilung und 
Verwendung des nach Kriegsende verhandenen Schiffsraums, Po 
litik der offenen Tür und eventuelle sonstige wirtschaftliche Maß 
nahmen in den Kolonialgebieten und exotischen Staaten, Behand 
lung des grenzüberschreitenden Eisenbahn- und Wasserstraßen- 
Verkehrs sowie der Hochseeschiffahrt (Sicherung der Hafenrechte, 
der Internationalität gewisser Hafenpläfee und Meerengen usw.l, 
, Maßnahmen gegen das Dumpingsystem, eventuell gemeinsame 
Finanzkontrolle über gewisse Staaten u. dgl. m.). 
• 3. Angesichts der einschneidenden Bedeutung, welche diese 
Fragen für die Förderung und Erleichterung des Außenhandels 
haben, ist es Aufgabe gerade des Handelsvertrags 
vereins, nachdrücklichst daran mifzuarbeiten. 
Und zwar ist diese Arbeit unverzüglich aufzünehmen; denn die 
Grundlagen für die zu schaffende Verständigung müssen bereits 
in den Friedensverträgen gelegt werden und es ist von der größten 
Bedeutung, daß die am internationalen Warenaustausch beteiligten 
Kreise von Handel und Industrie dabei gehört werden. 
Der Handelsvertragsverein hat diese Arbeiten in die Wege 
geleitet und fordert hiermit seine Mitglieder auf, ihn dabei durch 
Material und Ratschläge tatkräftig zu unterstützen.” 
Schließlich beschloß der Vorstand in seiner Sitzung vom 
8. Jan. 1918 angesichts der starken Unklarheiten, welche noch über 
die Einzelheiten gerade der weltwirtschaftlichen Betätigung der 
zu schaffenden Völkerorganisation bestanden, diese Frage zum 
Gegenstand eines Preisausschreibens zu machen, welches 
in der ersten Mainumrüer des „Deutschen Außenhandels“ und 
gleichzeitig in den wichtigsten volkswirtschaftlichen Zeitschriften,
	        
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