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Landwirte auf der andern Seite. Zu diesem Zwecke galt es,
eine möglichst gro&e Zahl von Mitgliedern zu erzielen und
dieOrganisation ganz dezentralisiert auszubauen. Die Mitgliederzahl
wuchs denn auch rasch und erreichte im Sommer 1902 ihren Höhe
punkt mit etwa 17 500 Mitgliedern. Gleichzeitig wurde auch der
Höhepunkt der inneren Organisation erreicht: Es.waren in fast
allen grö&eren Industrie- und Handelsstätten des Reiches Orts
gruppen errichtet, diese in einer Anzahl größerer Landes
verbände zusammengefafjt und für deren Verwaltung besondere
Zweigsekretariate errichtet, so in Dresden, Düsseldorf,
München, Hannover, Magdeburg, Frankfurt a. M-., Nürnberg, Worms,
Oldenburg, Frankfurt a. O., Bromberg, Stuttgart, Charlottenburg,
Elberfeld, Breslau, Strasburg, Halle.
Die agitatorische Betätigung stieB zunächst auf die groBe
Schwierigkeit, daB es fast vollständig an geeigneten Rednerkräften
mangelte. Aus der Geschäftswelt liefen sich nur vereinzelt einmal
Referenten für öffentliche Versammlungen (namentlich in den mitt
leren und kleinen Pläfeen) finden. Die Heranziehung bekannter
Politiker hafte parteiiaktische Bedenken; die Sekretariatsbeamten
selbst waren durch die Verwaltungsarbeit selbst überreich in An
spruch genommen. Das Sekretariat schlug daher die Einrichtung
einer handelspolitischen Rednerschule vor, ein Pro
jekt, zu dessen Ausführung der Ausschuß leider erst nach langem
Bedenken und Einwänden im Februar 1902 — politisch viel zu spül
— entschloß. So muBte die Agitation hauptsächlich durch Druck
sachen betrieben werden, namentlich durch eine Broschüre, welche
unten dem Obertitel „Das Interesse der deutschen In
dustrie an den Handelsverträge n"', die handelspoli
tische Lage für die wichtigsten einzelnen Erwerbszweige erörterte,
sowie durch Flugschriften für den kaufmännischen und ge
werblichen Mittelstand, das Handwerk, die Kleinbauern und Land
arbeiter.
Ferner wurde die gesamte deutsche Tagespresse plan-
rnäBig durch die hierfür besonders gegründete Presseabteilung des
Vereins mit einschlägigem Material versehen. Sie gab eine durch
schnittlich an 2f)00 Zeitungen und Zeitschriften ausgehende „Kor
respondenz des Handelsvertragsvereins“ heraus;
daneben seit dem 1. Juli 1901 die an die Mitglieder gehenden halb
monatlichen „Mitteilungen des Handelsvertragsver-
e i n s“, welche später längere Zeit hindurch unter dem Titel „D e u t-
s ch e Wirtschaftspolitik“ als selbständige Zeitschrift im
Buchhandel erschienen. Danebenher ging eine Reihe anderer Ver
öffentlichungen, von mehr wissenschaftlichem Charakter, zwei um
fangreiche „Jahrbücher des Handelvertragsvereins“ etc.
Die Wirksamkeit des H.V.V. hätte eine viel stärkere sein kön
nen, wenn er nidit einerseits erst in einem viel zu vorgeschrittenen
Stadium begründet worden wäre, andererseits und vor allem sich